Alexander Tokarev Berlin

biografie

Aus der Serie "Berlin". 2002

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"Berlin" - Alexander Tokarev

Das Berlin des Fotografen Tokarev ist menschenleer, erscheint schrillfarbig und gleichzeitig banal alltäglich, ist eine Infektion, die vom Gehirn aus das Sehvermögen befällt und zum nostalgischem Stehen auf Eisenbahnbrücken verleitet.
Tropfen, Streifen und Flecken, regelrechte Fleckenkulturen ziehen sich über manche Bilder. Der Eindruck des Unnatürlichen wird noch durch die Farbauswahl unterstützt: ein grünstichiges Blau, schreiendes Violett, ein verlaufenes Grünbraun. Auf den ersten Blick könnte man irrtümlicherweise auch glauben, dass es sich um alte Fotografien handle, die vielleicht einem chemikalischen Unfall zum Opfer fielen.

Der Künstler, der vor über zwei Jahren aus einer norwegischen Kleinstadt nach Berlin zog, hat auch ein paar Berlinsymbole aufgenommen, die aber eher wie Schnappschüsse aus einem fahrenden Auto wirken und alle stolze Symbolhaftigkeit verloren haben: ein total verrutschter Reichstag, ein aus der Mittelachse heraus versetztes Altes Museum, ein grauer Fernsehturm vor einer bröckelnden Hotelruine, der Potsdamer Platz von Schlieren zugedeckt.
Häufiger fast sind die Straßenkreuzungen, die Haltestellen, die Lampen und Brüstungen, die merkwürdigen Ecken, die aber gerade ein wunderschönes und zutreffendes Berlingefühl evozieren.

Tokarev, der die Kunstakademie in Tallin besucht hat und lange Zeit als Maler tätig war, bevor er zur Fotografie wechselte, hat im Grunde das malerische Prinzip auf die Fotografie übertragen und bemalt und bearbeitet nun die Negative seiner Arbeiten. Rein grafische und malerische Effekte interessierten ihn, behauptet er, spricht von "Fotomalerei", einem ähnlichen Gefühl wie bei den Werken von Anselm Kiefer, und leugnet bei der Auswahl der Motive jeglich anderes Konzept. Und umkreist doch seine Motive tagelang mit dem Fahrrad...

Zu seiner Berlinserie, die über 150 Bilder umfasst und als "work in progress" zu verstehen ist, gehören ebenfalls unbearbeitete Schwarzweißbilder, aber auch sie haben einen "Makel" - der Blick ist ein Tunnelblick, an den Rändern unscharf und in den Ecken schwarz. Gerade diese Bilder zeigen vor allem leere Eisenbahngleise und wirken fast wie aus einer anderen Zeit, so, als ob ein Stummfilm langsam ausgeblendet und das "Ende" bald erscheinen wird.

Christine Roth

Farbfotografie auf Aluminium.
Alle Fotografien ( 120 x 180 cm)
haben die Auflage 5.

 

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Archiv:
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09 Archi Galentz "USTA, has you got some ASTAR?"
08 Performance "Calligraphy Collaborations" 2006
07 Marina Gerzovskaya / WDNH
06 Andrei Loginov / Leo Vukelic "Mars Mission"
05 Viktor Nikolaev "Kunst und Werbung" Berlin Moskau 2003
04 Valentin Kozlov "Menschen und Plätze" Leningrad 1960
03 Alexander Tokarev "Berlin"
02 Igor Gorovenko "Geburt und Tod"
01 Polina Loginova "Kaukasus"