biografie

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Marina Gertsovskaya
"WDNH" – Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft

In den Arbeiten der Serie „WDNH“ bietet Marina Gertsovskaya dem Zuschauer ein ironisches Spiel an. Darin gelten die klischeehaften Regeln der kausalen Geschichte nicht. Dieses Spiel ist auf dem Eklektizismus des Zeitalters aufgebaut, in dem die allgegenwärtige und allmächtige Technologisierung wenig Raum lässt für die subjektive Wahrnehmung der Geschichte und Realität und deswegen auch für den Glauben an jegliche Ideologien.

Auf der Grundlage von Originalfotografien vom Anfang des XX. Jahrhunderts kreiert Marina Gertsovskaya Computercollagen, die im Bild die Bauern während ihrer quasi alltäglichen Arbeit mit den surreal vergrößerten Motiven der von ihnen eingebrachten Ernte vereinen – eine ironische Andeutung auf die sowjetischen landwirtschaftlichen Kampagnen der 30er und 60er Jahre.

In den 30er Jahren zerstörte eine neue Schule von Pflanzenzüchtern, an die Ideologie des Materialismus anknüpfend, die sowjetische Genetik völlig und behauptete eine neue Lehre, mit dem Versprechen, absolut beliebige Pflanzen züchten und diese in einer absolut beliebigen Umgebung anbauen zu können. Darunter auch riesiges Gemüse und gigantische Früchte. Eine totale Mystifikation wurde als real erklärt. Genetiker wurden massiven Repressalien ausgesetzt. Auch wenn später anerkannt wurde, dass all die Ideen nichts anderes als Scharlatanerie waren, kam der Nachhall dieser Kampagne noch am Anfang der 60er Jahre. Man denke nur an Chruschtschows Parole „Mais ist der Zar der Felder“.

Die Visualisierung dieser Parolen in der Serie „WDNH“  ist jedoch nicht nur der Rückblick auf die Vergangenheit und Absurditäten der Ideologie. Durch die Ironie des Schicksals sind die damals verleugneten Genetik und Gentechnologien heute tatsächlich in der Lage, undenkbarste Hybriden zu erzeugen. Der erfüllte Traum ist allerdings einem Albtraum ähnlich.  

Ekaterina Ivanovskaja

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