Askarian Film möchte Sie auf die Filmreihe des international renommierten, deutsch-armenischen Regisseurs, Autors und Fotografen Don Askarian aufmerksam machen, die im Rahmen der Cinedays Europe 2003 in der Woche von 9.10.2003 bis 15.10.2003 in den Berliner Kinos NEUE KANT KINOS in Charlottenburg und ACUD in Mitte gezeigt wird. Filme laufen parallel auch in Karlsruhe, Hull/ England und Armenien.
Cinedays Europe 2003 sind eine Initiative der Europäischen Kommission und ihrer Generaldirektion "Bildung und Kultur", in deren Mittelpunkt der europäische Film steht. Zwei Wochen lang im Oktober finden in allen europäischen Ländern Filmveranstaltungen statt.
Don Askarian, der kürzlich vom Harvard Film Archive mit einer Retrospektive geehrt wurde, gilt als der bedeutendste zeitgenössische armenische Filmemacher. Er lebt bereits seit den 70’er Jahren in Deutschland und hier sowie in den Niederlanden wurden seine Filme produziert.
Endlich soll das Kinopublikum innerhalb und außerhalb Berlins wieder Gelegenheit haben, die besondere Ästhetik der Spielfilme von Don Askarian, aber auch den experimentellen Charakter seiner Dokumentarfilme (neu) zu entdecken.

Die folgenden Filme werden gezeigt:

Der Bär (Spielfilm) 16 mm, Farbe, 58 min, Deutschland, 1984
Basiert auf: Tschechows Stück "Der Bär".
Drehbuch und Regie: Don Askarian.
Produziert von: Don Askarian und Margarita Woskanian.
Ausstrahlungen: im deutschen Fernsehen (ARD, SFB).
Kopien: in Deutsch und Englisch.
Eines Tages fordert der Gutsherr Smirnov die Witwe Popova auf alte Schulden zu begleichen, die ihr Ehemann hinterlassen hat. Sie hat kein Geld in ihrem Haus, und bittet Smirnov um einen Aufschub. Die anfangs höfliche Unterhaltung ufert schnell in einen Streit aus. Popova holt ihre Pistolen hervor. Smirnov realisiert plötzlich, dass er in Popova verliebt ist, und gesteht ihr seine Liebe.

Komitas (Spielfilm) 35 mm, 1:1.66, 96 min, Farbe und s/w, Deutschland, 1988
Drehbuch und Regie: Don Askarian
Produziert von: Don Askarian und Margarita Woskanian mit WDR, SFB, Channel Four, RTBF, RTSR, FFA, FKT, K.j.d.F., Alex Manugian Cultural Fund.
Verleih und Ausstrahlungen: in Deutschland, Japan, Frankreich, England, Belgien, Niederlande, Griechenland, Armenien, und der Schweiz...
Preise: Interfilm-Jury-Preis - Max-Ophüls-Preis Fest.'89; 6 Gold-Medaillen- Filmfestival Venedig '88; Preisgewinner beim Riga Filmfestival '90.
Kopien: in Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Holländisch und Japanisch.
Der Mönch Soghomon Soghomonian, auch bekannt als Komitas, ein berühmter armenischer Komponist und Dirigent, ist durch seine Orchester- und Choraufführungen und seine Reisen gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch das ganze Land, auf denen er Lieder der Bauern für Generationen sammelte, um ihr kulturelles Erbe zu erhalten, zu einem Symbol für die armenische kulturelle Einheit geworden. Dennoch endete seine musikalische Karriere abrupt nach einem Nervenzusammenbruch, der hervorgerufen wurde durch die Vernichtung von schätzungsweise ¾ der armenischen Bevölkerung durch das Osmanische Reich. Geplagt von Schmerzen, und Misshandlungen, denen er in den Nervenkliniken des 19. Jahrhundert ausgeliefert ist, verliert Komitas sein Gedächtnis und zieht sich für mehr als zwanzig Jahre in seine Welt zurück, die durchzogen ist von quälenden Erinnerungen. Don Askarian hat dieses bewundernswert konstruierte, anspruchsvolle und impressionistische Portrait von Komitas denen gewidmet, die ihr Leben verloren haben. Harvard Film Archive, 2002

Berg Karabach (Dokumentation) Video, 60 min, Farbe und s/w, Deutschland, 1988.

Avetik (Spielfilm) 35 mm, 1:1.66, 84 min, Farbe, Deutschland, 1992
Drehbuch, Regie, Schnitt, Ausstattung: Don Askarian.
Produziert von: Don Askarian und Margarita Woskanian in Ko-produktion mit NDR (Deutschland) und FIAF (Armenien) mit Unterstützung von Filmbüro NW, (Deutschland).
Verleih und Ausstrahlungen: in Deutschland, Japan, Niederlande, und Armenien…
Preise: "Special Prize of Int. Filmfest." in Mannheim'92; "Hubert Bals Fund's Support" -Rotterdam'93; "Main Prize for best direction "Fugueira da Foz'93"..."Avetik" wurde von mehreren Filmkritikern als der beste Film des Jahres 1993 bezeichnet.
Kopien: in Armenisch, Deutsch, Italienisch, Niederländisch, und Japanisch.
Zwischen den Sphären der Poesie und Geschichte schwebend, verbindet dieser erstaunlich gefilmte, elegische Film -meist in langen Einstellungen gedreht- kryptische Metaphern mit fantastischem Symbolismus, um die Geschichte von Avetik, einem im Berliner Exil lebenden Filmemacher, zu erzählen. […] In sinnlichen, lyrischen tableaux, erforscht Askarian Rassismus in Deutschland, den armenischen Genozid von 1915, das schreckliche Erdbeben von 1989, ruhige Kindheitserinnerungen und Bilder, die von erotischer mittelalterlicher Poesie inspiriert sind. Harvard Film Archive, 2002

Paradjanov (Dokumentation) 16 mm, BETA SP, 60 min, Farbe, 1998
Drehbuch, Regie, Schnitt, Ausstattung: Don Askarian.
Produziert von: Don Film in Koproduktion mit Margarita Woskanian und ZDF-ARTE, 1998.
Sprachfassung: Russisch mit englischen und deutschen Untertiteln.
Unter Verwendung von Archiv-Filmmaterial, Interview Fragmenten und Szenen aus seinen Filmen wurde das neuartig konstruierte Portrait von Sergej Paradjanov von dem hochbegabten armenischen Regisseur Don Askarian entworfen. „Wir schreiben das Jahr 1989. Der Ort: Das Film Festival in Rotterdam. Abschied am Hilton Hotel. Und Paradjanov sagt: ‘Hilf mir „Die Beichte" zu drehen.’ Ich antworte: ‘Als ein Kind zweier Väter, wird der Film als Bastard geboren.’" Harvard Film Archive, 2002

Musiker (Dokumentation) BETA SP, 76 min, 2000
Drehbuch, Regie, Schnitt, Ausstattung: Don Askarian
Produziert von: Don Film Produktion in Koproduktion mit Askarian Film, Film 21 und ZDF-3sat.
Musiker verdienen ihr Geld auf den Straßen von der armenischen Hauptstadt Eriwan, die Seiltänzer tanzen vor dem alten Kloster Khor-Virap. Ihre Improvisationen erscheinen wie ein poetischer Spiegel für die psychologische Empfindlichkeit der Armenier.

An der alten römischen Strasse" 35 mm, 76 min, 2001, am 10.10.2003 um 20:00 Uhr in den Neuen Kant Kinos stattfinden wird.
Drehbuch, Regie, Schnitt, Ausstattung: Don Askarian
Produziert von: Don Film Produktion in Koproduktion mit De Productie Rotterdam, Askarian Film, Film 21, WDR

Levon, ein armenischer Emigrant in Rotterdam, erinnert sich an seine Kindheit in der Türkei: Liebe und politische Brutalität. Eine blutige Komödie. Ein moderner Krimi über armenische Terroristen, türkische Geheimagenten und die kurdische Tragödie.

Parallel zur der Filmreihe präsentieren die Neuen Kant Kinos eine Ausstellung mit Fotografien von Don Askarian. Die Eröffnung findet am 10.10.2003 anlässlich der Premiere von „An der alten römischen Strasse" um 20:00 Uhr im Foyer der Neuen Kant Kinos statt. Es werden Fotografien ausgestellt, die das 20-jährige fotografische und filmische Schaffen von Don Askarian repräsentieren.
Ausstellungen der Fotografien Don Askarians wurden bereits in Tokio, Armenien, Berlin und dem Filmmuseum Potsdam gezeigt.

Don Askarian wurde in Nagorny Karabach in Armenien geboren. Er hat in Moskau studiert, als Assistent und Filmkritiker gearbeitet und war zwei Jahre im Gefängnis inhaftiert, da er sich weigerte der Roten Armee zu dienen. 1979 emigrierte er nach West-Berlin. Seitdem dreht er international anerkannte Spiel- und Dokumentarfilme und war Preisträger bei mehreren internationalen Filmfestivals. Auch mehrere Retrospektiven wichtiger Filmfestivals und andere Institutionen wie das Harvard Film Archive (2002) haben seine Werke honoriert und sich mit Don Askarians einzigartiger Filmgestaltung auseinander gesetzt. Er ist vielleicht der einzige armenische Regisseur, dessen Filme professionell in Deutschland, Japan, den Niederlande… verliehen werden. 1996 wurde sein Buch „Gefährliches Licht" veröffentlicht.
Unter den Ikonen des Kinos seit Tarkowskij die rätselhaftesten und schönsten.
(Peter W. Jansen)

Es wird immer deutlicher, wie recht Hans Werner Dannowski hatte, als er schrieb: „Es wird seine Zeit brauchen, bis wir merken, dass wir mit Don Askarian einen der bedeutendsten Filmemacher in unserer Mitte haben. Seine Filme werden sich die Zeit nehmen, die sie brauchen. Am Ende werden die Filme dann doch ihren Erfolg nicht mit der Lüge und der Anpassung, sondern mit der Wahrheit haben."
Immer wieder werden Don Askarians Filme mit jenen von Tarkowskij oder Buñuel verglichen. Über die frühen Filme schreibt der Filmkritiker Peter W. Jansen: „Ähnlich wie Komitas ist Avetik ein fast stummer Film. Die Darsteller wirken wie Figuren auf gotischen Ikonen." Und so bezeichnet Jansen den armenischen Regisseur als „Ikonenmaler", dessen Bildsprache zutiefst christlich und heidnisch in einem sei.
In seinen Filmen kreiert Don Askarian Bewegungsbilder mit äußerster Präzision. Filmemachen ist für ihn nicht irgendein pseudo-künstlerischer, chaotischer Prozess, sondern eine haargenaue Umsetzung der Realität in Filmbilder. Don Askarian: „Die Arbeit eines Künstlers kann präziser sein als die eines Kernphysikers!", denn alles auf der Leinwand abgebildete entwickelt sein eigenes Leben: „Viele Sachen liegen herum, und für das Leben unbedeutende Dinge können in der eigenständigen Welt des Kinematografischen eine ungeheuere, fast atomare Kraft bekommen."

Das Harvard Film Archive:
Don Askarian, der bedeutendste Filmemacher armenischer Abstammung seit Sergej Paradjanov, hat eine Reihe von Filmen geschaffen, die die Geschichte und den Geist des Landes seiner Geburt erkunden. Er tut dies in einer zeitgemäßen Ausdrucksweise, die von surrealistischen Beiklängen und einer mächtigen Bildhaftigkeit durchzogen ist, - oft als magischer Realismus bezeichnet- die die Extreme von Schönheit und Brutalität umgreift. 1949 in Nagorny Karabach in der ehemaligen Sowjet Union geboren, geht Askarian nach Moskau, um dort Geschichte und Kunst zu studieren. Er arbeitet dort als Regieassistent und Filmkritiker, bevor er 1975 inhaftiert wird. 1978 immigriert er nach West Berlin, und beginnt aus dem Exil heraus mit seinen Betrachtungen über Armenien. 1984 beginnt er mit der Adaption von Tschechows "Der Bär". Seitdem umfasst das Spektrum seiner Regiearbeiten eine Reihe von Dokumentarfilmen, biographischen Essays und Spielfilmen, die bei Festivalvorführungen weltweit geehrt wurden.

Momentan beendet er den abendfüllenden Spielfilm: San-Lazzaro

Askarian Film, Niebuhrstr.69,
10629 Berlin,
Tel. & Fax: +49-30-324 60 23,
email: askarianfilm@web.de
www.don-askarian.am

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