La Minor

Gesucht wird: La Minor
Konzertkritik von Tim-Lorenz Wurr

La Minor ist auf der Flucht . Ihre Musik wird als "kleinkriminellen Chanson" beschrieben und tatsächlich visualisieren sie in Unterhemd und Schiebermütze diese sympathische Verschlagenheit von Spielfilm-Ganoven.
Die Band aus dem aus St. Petersburg wird in Fahndungsbriefen als "Kultband" aus dem wilden russischen Untergrund bezeichnet.
Auf ihrer Flucht sind die Jungs jetzt in Berlin untergetaucht. Am Samstag dem 31. Mai - so wird es irgendwann in einem Polizeiprotokoll stehen - suchten sie Unterschlupf in der Waffengalerie. Das ist ein gutes Versteck: ein heruntergekommendes Gebäude, unauffällig gelegen in einer Seitenstraße, irgendwie vergessen vom Mitte-Boom. Eine zugewachsene Garage in einem dunklen Hinterhof. Hinter der verrosteten Eisentür parkt das Fluchtauto, ein weinroter Ford Transit.
Die Waffengalerie ist einer dieser Läden, für die man das schöne Wort "Wohnzimmer-Club-Szene" erfunden hat: Teppiche und liebevolle Wanddekoration, ein paar Tische und Sofas. Jeder kennt hier jeden, hinter der Bar arbeitet die Schwester von irgendwem. Ein idealer Ort zum untertauchen. Gut: wenn man Kontakte hat, gut wenn man wen kennt, der einem weiterhelfen kann, der keine Fragen stellt.
Das Publikum setzt sich zusammen aus Mitwissern und Komplizen, die üblichen Verdächtigen: viele Russen, ein paar Slawistik- und Osteuropa-Studenten und einige Touristen - mit gehangen, mit gefangen.
Von der Decke hängt eine Schaukel, die die Klimaanlage ersetzen soll, und obwohl hingebungsvoll geschaukelt wird, bleibt es stickig heiß.
La Minor fangen um 1 Uhr an zu spielen, als alle anderen bereits so aussehen als wäre das Konzert schon vorbei. La Minor sehen so aus wie immer, so wie man aussieht, wenn man auf der Flucht ist: abgekämpft, verkatert, gutgelaunt und listig. Sie spielen schnell und sie spielen gut. Das ist ihre Welt, hier kennen sie sich aus.
Alle scheinen Spaß zu haben, vergessen die Welt da draußen, es wird gefeiert, wer weiß, wann man sich wiedersieht.
Nach 40 Minuten ist alles vorbei, alle Lieder mitgesungen und die Band raucht draußen an ihrem Fluchtwagen, müde abgekämpft und gutgelaunt, als wäre nichts gewesen, alles wie immer, alles wie jede Nacht.

www.la-minor.narod.ru
www.waffengalerie.da.ru

 


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