Licht und Farbe in der Russischen Avantgarde Die Sammlung Costakis aus dem Staatlichen Museum für Zeitgenössische Kunst Thessaloniki
3. November 2004 bis 10. Januar 2005
 
Martin-Gropius-Bau Berlin
Niederkirchnerstraße 7 (Ecke Stresemannstr.)
10963 Berlin

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Horst Köhler, des Bundespräsidenten der Republik Österreich, Heinz Fischer und des Präsidenten der Griechischen Republik, Kostis Stefanopoulos.

George Costakis ist bekannt als eine der bedeutendsten Sammler-persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Im Russland der 50er und 60er Jahre hat er Arbeiten der russischen Avantgarde-Künstler erworben, für die sich damals niemand zu interessieren schien. Heute gehört die Sammlung Costakis des Staatlichen Museums für Zeitgenössische Kunst Thessaloniki zu den herausragenden Kunstsammlungen.

Berlin ist die einzige deutsche Station dieser Ausstellung mit etwa 320 Werken und Archivmaterial von rund 50 Künstlern. Einige Werke werden in dieser Ausstellung erstmals dem Publikum zugänglich sein. Die Ausstellung wurde kuratiert vom Direktor des Staatlichen Museums in Thessaloniki, Professor Miltiades Papanikolaou.

Alle Richtungen der russischen Avantgarde von 1900 - 1943 sind in der Sammlung Costakis vertreten. Die Ausstellung betrachtet die Kunstwerke nicht im Hinblick auf ihre Zuordnung zu dieser oder jener Kunst-Richtung, sondern stellt die Beschäftigung mit Licht und Farbe in der russischen Avantgarde und deren Bedeutung für die Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt.

Die Ausstellung ist in zehn Kapitel gegliedert:

1. Schwarz - 2. Selbstleuchtendes - 3. Farbvorstellungen - 4. Die Befreiung der Farbe - 5. Die Vorherrschaft der Farbe - 6. Das Studium der Farbe - 7. Farbe in Dekoration und industrieller Produktion - 8. Licht in Wissenschaft und Technik - 9. Verblassen - 10. Weiß

Der Betrachtung monochromer Werke folgt jene der Befreiung der Farben, der Beschäftigung mit dem Licht in kosmischer und metaphysischer Sicht jene geprägt durch den Einfluß von Elektrizität, Fotografie und Film. Archivmaterial, Manuskripte, Bücher, Fotografien und Filme ergänzen die Ausstellung.

Besonders vertreten sind: Alexander Drewin, Xenia Ender, Iwan Kljun, Gustav Kluzis, Iwan Kudrjaschow, El Lissitzky, Kasimir Malewitsch, Solomon Nikritin, Ljubow Popowa, Alexander Rodtschenko, Olga Rosanowa, Antonina Sofronowa, Wladimir Tatlin, Ilja Tschaschnik, Nadeschda Udalzowa und Konstantin Wjalow.^

Miltiades Papanikolaou, Professor für Kunstgeschichte an der Aristoteles Universität von Thessaloniki und Direktor des Staatlichen Museums für Zeitgenössische Kunst Thesssaloniki (SMCA) ist der Hauptkurator der Ausstellung, unterstützt durch ein internationales Fachgremium mit: John E. Bowlt, Charlotte Douglas, Nicoletta Misler und Maria Tsantsanoglou, die auch für die Koordination verantwortlich zeichnet.

Im DuMont Verlag erscheint zur Ausstellung ein dreisprachiger Katalog (deutsch - englisch - griechisch) mit ca. 450 Seiten und wissenschaftlichen Beiträgen von Autoren aus mehr als neun Ländern, unter ihnen Snejanka Bauer, Lutz Becker, John Bowlt, S.O. Chan-Magomedow, Charlotte Douglas, Maria Ender, Olga Fota & Maria Kokkori, Konstantin Istomin, Aliki Kostaki, Christina Lodder, Jean-Claude Marcadé, Nicoletta Misler, Miltiades Papanikolaou, Ada Raev, Alexandra Schazkich, Maria Tsantsanoglou, Margareta Tillberg, Syrago Tsiara. Der Katalog beinhaltet darüber hinaus auch theoretische Abhandlungen und Texte der russischen Künstler. Er gibt Einblick in Studienmaterialien und Lehrprogramme, wie sie an Kunsthochschulen in jener Zeit eingesetzt wurden, um die Bedeutung von Licht und Farbe zu erläutern.

"Ausstellung und Katalog bewegen sich im Rahmen einer entwicklungs-geschichtlichen Auffassung, welche die Stadien einer Beschäftigung mit Farbe und Licht aufzeichnet, die von deskriptiver Funktion befreit ist, bis hin zu deren Autonomie und Alleinherrschaft." (Miltiades Papanikolaou, Hauptkurator der Ausstellung)

KÜNSTLERLISTE

Zur Geschichte der Sammlung

George Costakis war fast vier Jahrzehnte lang Mitarbeiter der kanadischen Botschaft in Moskau. 1946 begann sich seine Sammelleidenschaft auf die russische Avantgarde der Zeit von 1900-1943 zu konzentrieren. In den 70er Jahren war seine Hochhauswohnung in Moskau Privatmuseum und Treffpunkt für Künstler, Intellektuelle und Sammler, die hier jene bekannten und unbekannten Pioniere der russischen Moderne entdecken konnten, deren Wirken auch die Kunstentwicklung in Westeuropa nachhaltig beeinflusst hat. Unter ihnen Wassilij Kandinsky, Kasimir Malewitsch, Alexander Rodtschenko oder Ljubow Popowa. 1977 entschied sich Costakis, die Sowjetunion zu verlassen, um nach Griechenland zurückzukehren. Einen Teil der Sammlung musste er in Moskau zurücklassen. Mit Costakis' Tod 1990 verschwand seine Sammlung aus dem Blick der Öffentlichkeit, bis der griechische Staat sie im Jahre 2000 ankaufte. In der Folge des Kulturhauptstadtjahres im Jahre 1997 richtete man für die weltberühmte Sammlung ein eigenes Ausstellungshaus in Thessaloniki ein, das Staatliche Museum für Zeitgenössische Kunst.

"Die Sammlung Costakis muß als überragendes Denkmal einer der größten Errungenschaften in der Geschichte der russischen Kultur betrachtet werden." (John Bowlt, Professor der Universität Los Angeles)

Die "Odyssee" einer Sammlung Miltiades Papanikolau (Auszug aus dem Katalog)

Erster Aufbruch

Wenn man darangehen will, die wichtigsten Stationen zurückzuverfolgen, anhand derer das westliche Publikum die Sammlung Costakis kennen lernen konnte, so muss man zweifellos mit der ersten Ausstellung beginnen, die 1977 im Düsseldorfer Kunstmuseum stattfand. Im editorischen Bereich allerdings hatte Camilla Grays epochales Werk "Das große Experiment" den Weg zur Neuentdeckung der russischen Avantgarde durch die westliche Welt bereits fünfzehn Jahre vorher beschritten. In einer Zeit, in der russische Kunsthistoriker und sowjetische Museen ein erzwungenes Stillschweigen über die Periode der gewaltigen revolutionären Veränderungen bewahrten, die sich in der Kunst ereignet hatten, begannen große westliche Museen bedeutende Ausstellungen zu organisieren, deren Höhepunkt die des Guggenheim-Museums New York im Jahr 1981 darstellte. In dem begleitenden Katalog nahmen Margit Rowell und Angelica Zander Rudenstine unter persönlicher Unterstützung des Sammlers die bis dahin umfassendste Registrierung und Dokumentierung der reichen Bestände der Sammlung Costakis vor. Nach New York bereiste die Ausstellung mit großem Erfolg zahlreiche Städte in Europa, den USA und Kanada. In der allgemeineren Bemühung um eine Präsentation der russischen Avantgarde in ihrer Gesamtheit muss auch die Rolle von Privatgalerien wie der Galerie Gmurzynska in Köln, der Annely Juda Gallery in London und der Leonard Hutton Galleries in New York besonders hoch angesetzt werden.

........mehr......>>>

 

Der Sammler George Costakis

George Costakis wurde 1913 in Moskau geboren. Sein Vater, ein Kaufmann, stammte von der griechischen Insel Zakynthos und hatte sich mit der Familie in Moskau niedergelassen. Costakis verbrachte dort den größten Teil seines Lebens; bis 1939 war er als Mitarbeiter bei der Griechischen Botschaft tätig. 1939 brachen die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und Griechenland nach der Unterzeichnung des deutsch-sowjetischen Pakts ab, und Costakis arbeitete zunächst für die Finnische und später für die Kanadische Botschaft. Im Rahmen seiner Dienstaufgaben begleitete er ausländische Diplomaten und kam so in Kontakt mit Kunst.
Costakis begann bereits 1946, Werke der russischen Avantgarde aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu sammeln, also zu einer Zeit, als diese experimentelle Kunst noch verfemt, versteckt und verboten war. Die meisten Gemälde erwarb er direkt von den Künstlern selbst oder von deren Verwandten. An seiner einzigartigen Sammlung ist die gesamte Entwicklung der russischen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts nachzuvollziehen.
Von den 60er Jahren an ermöglichte er auch wenigen Besuchern den Zugang zu seiner Sammlung. In seiner Privatwohnung, wo sich die Bilder befanden, empfing er nach Moskau reisende Diplomaten, Intellektuelle, Künstler und Kunsthistoriker aus Europa.
In den 70er Jahren hatte sich Costakis' Ruf schließlich auch bis ins Ausland verbreitet. Er wurde zu einer Vortragsreihe über russische Avantgardekunst in die USA eingeladen, und die großen Museen begannen, Werke aus seiner Sammlung auszuleihen, um so ihre Ausstellungen über europäische Avantgardebewegungen zu ergänzen.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1977 verließ George Costakis die Sowjetunion und ließ sich, nachdem er etwa ein Viertel seiner Sammlung der Staatlichen Tretjakow-Galerie in Moskau vermacht hatte, mit seiner Familie in Griechenland nieder.
Seine Sammlung kaufte der griechische Staat Ende der 90er Jahre und richtete dafür ein eigenes Museum ein - das Staatliche Museum für Zeitgenössische Kunst Thessaloniki.

1.
Iwan Kljun, Rotes Licht, Sphärische Composition / Red Light, Spherical Composition, ca. 1923, Öl auf Leinwand / oil on canvas, 69,1 x 68,9 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

2.
Iwan Kljun, Ohne Titel / Untitled, 1917, Gouache auf Papier / gouache on paper, 17,6 x 13,3 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

3.
Iwan Kljun, Ohne Titel / Untitled, ca. 1920-1921, Öl auf Holz / oil on board, 73,6 x 60,9 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

4.
Iwan Kudrjaschow, Konstruktion der rektilinearen Bewegung / Construction of a Rectilinear Motion, 1925, oil on canvas, 66,3 x 70,7 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

5.
Iwan Kudrjaschow, Lumineszenz / Luminescence, 1926, oil on canvas, 106,6 x 71 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

6.
Kasimir Malewitsch, Geburt / Woman in Childbirth, 1908, Öl und Bleistift auf Holz / oil and pencil on board, 24,7 x 25,6 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

7.
Ljubow Popowa, Malerische Architektonik / Painterly Architectonics, ca. 1918-19, Öl auf Leinwand / oil on canvas, 73,1 x 48,1 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

8.
Ljubow Popowa, Malerische Architektonik / Painterly Architectonics, ca. 1918-1919, Öl auf Leinwand / oil on canvas, 70,8 x 58,1 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

9.
Ljubow Popowa, Malerische Architektonik / Painterly Architectonics, 1916/17, Öl auf Leinwand / oil on canvas, 43,5 x 43,9 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki



10.
Alexander Rodtschenko, Expressiver Rhythmus /Expressive Rythm, 1943-1944, Gouache auf Papier / gouache on paper. 61 x 172,7 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki / VG Bild-Kunst, Bonn 2004

11.
Kliment Redko, Dynamit / Dynamite, 1922, Öl auf Leinwand / oil on canvas, 62,8 x 47,5 cm© SMCA - Sammlung Costakis / Costakis Collection, Thessaloniki

Im DuMont Verlag erscheint zur Ausstellung ein dreisprachiger Katalog (deutsch - englisch - griechisch) mit ca. 450 Seiten und wissenschaftlichen Beiträgen von Autoren aus mehr als neun Ländern, unter ihnen Snejanka Bauer, Lutz Becker, John Bowlt, S.O. Chan-Magomedow, Charlotte Douglas, Maria Ender, Olga Fota & Maria Kokkori, Konstantin Istomin, Aliki Kostaki, Christina Lodder, Jean-Claude Marcadé, Nicoletta Misler, Miltiades Papanikolaou, Ada Raev, Alexandra Schazkich, Maria Tsantsanoglou, Margareta Tillberg, Syrago Tsiara.
Der Katalog beinhaltet darüber hinaus auch theoretische Abhandlungen und Texte der russischen Künstler. Er gibt Einblick in Studienmaterialien und Lehrprogramme, wie sie an Kunsthochschulen in jener Zeit eingesetzt wurden, um die Bedeutung von Licht und Farbe zu erläutern.

"Ausstellung und Katalog bewegen sich im Rahmen einer entwicklungs-geschichtlichen Auffassung, welche die Stadien einer Beschäftigung mit Farbe und Licht aufzeichnet, die von deskriptiver Funktion befreit ist, bis hin zu deren Autonomie und Alleinherrschaft."
(Miltiades Papanikolaou, Hauptkurator der Ausstellung)

Martin-Gropius-Bau Berlin
Niederkirchnerstraße 7 (Ecke Stresemannstr.)
10963 Berlin

Öffnungszeiten Mittwoch bis Montag | 10 - 20 Uhr
Dienstag geschlossen
Dienstag, 28.12. geöffnet
24.12. und 31.12.2004 geschlossen

Eintritt € 6,- | € 4,- ermäßigt
Familienkarte12,- €
Gruppen (ab 10 Personen) € 4,- p.p.

Öffentliche Führungen: Samstag 16.30 Uhr, Sonntag 13.30 Uhr
Jeden 2. Sonntag im Monat von 12-14 Uhr: Bildgespräche für Jugendliche mit "Reclaim the Arts !"
Führungsgebühr pro Person 3 € zzgl. Eintritt 4 €

Führungen für Gruppen und Schulklassen:
Führungsentgelt für angemeldete Gruppen 45 € zzgl. Eintritt p.P. 4 €;
für angemeldete Schulklassen 40 € zzgl. Eintritt p.P. 2 €

Information und Anmeldung:
FührungsNetz des Museumspädagogischen Dienstes Berlin,
Tel. (030) 90 26 99 444; Fax (030)90 26 99 443; info@mdberlin.de,
www.fuehrungsnetz.de
Mo - Fr 9 - 16 Uhr; Sa - So 9 - 13 Uhr

Öffentlichkeitsarbeit:
organisation@gropiusbau.de
Ansprechpartnerin: Katrin Mundorf
Tel. 030-25486-112; Fax 030-25486-107

Presse:
presse@gropiusbau.de
Ansprechpartnerin: Ute Weingarten,
Tel. 030-25486-236; Fax 030-25486-235

 

www.007-berlin.deDruckenFenster Schliessen