Eine Art Reisetagebuch von Sophie Hofmann
Wir machten uns auf
21. Dezember 2002
Am Morgen, 6 Uhr, sind wir in Moskau gelandet.
Ich erkannte Juri, Iljas Vater, schon von weitem; Mantel, Mütze,
langer Bart.
Draußen stank es nach Benzin. Ich sah eine Ansammlung klappriger
und teurer Autos, allesamt dreckig, Menschen dazwischen.
Der Wagen, der uns in die Wohnung bringen sollte, hatte ein Loch im Tank.
Sein Fahrer trug bunte Leggins und Ringe im Gesicht und brachte das Auto
nach zwanzig Minuten wieder zum Fahren.
Im Innern stank es bestialisch, Benzin, Benzin, doch wir gewöhnten
uns daran, als wir über die schneeverwehte Autobahn fuhren, vorbei
an Reklametafeln und später die Augen schlossen.
Wir wohnen im Hochhaus; das Treppenhaus ist dreckig-nass, heruntergekommen,
die Fahrstühle bedenklich und die Wohnungstüren gesichert.
Die Wohnung selbst ist eine andere Welt - schön.
Wir trinken Tee und rauchen.
Schlafen.
In der Wohnung läuft eine Ratte umher, sie heißt Schuscha.
Am Abend kam Besuch, Michail und Maxim - Iljas Cousins.
Juri und seine Frau Lena waren ausgegangen und hatten ihr Töchterchen
Natascha bei uns gelassen.
Michail sprach kein Wort, sein Bruder ist ein warmer, gebildeter Mensch
mit dem Talent zum Erzählen.
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22. Dezember
Wir schliefen zu lange, wieder habe ich Unmengen geträumt.
Bevor es dunkel wurde, schafften wir es, aus dem Haus zu gehen - wir alle
sechs. Wir gingen durch die Hochhausstadt. Ich bin es nicht mehr gewohnt
durch Schnee zu laufen - es strengt mich an, ich komme außer Atem.
In der Hochhausstadt ist es osteuropäisch; als wir eine weiße
Kirche mit goldenen Kuppeln erreichten, war es russisch.
Die Kirche hatte geschlossen.
Wir gingen auf einen Markt, gelegen in einem großen Gelände
mit neuen russisch-folkloristischen kitschigen Holzbauten. Da wir spät
dran waren, räumten die Händler bereits zusammen. Es gab interessante
Dinge zu kaufen, aber ich hatte keinen Nerv - wie üblich.
Wir verließen den Markt und Lena stellte sich an die Straße.
Kurz darauf hielt ein Auto und brachte uns zu einem Restaurant der georgischen
Küche, der Fahrer bekam ein paar Rubel. Ein Auto anhalten ist eine
wichtige Fortbewegungsmethode der Moskauer. Das gefällt mir.
Im Restaurant haben wir zu viel gegessen, die Musik war schlecht und aus
Amerika. Das kleine Mädchen Natascha hatte schlechte Laune, Juri
und Lena einen Kater.
Das Essen war gut.
Dann liefen wir zur Metro und wir drei fuhren zu Iljas Großvater.
Am Eingang der Metrostation passte ich nicht auf und bekam das Drehkreuz
in den Magen. Wir mussten umsteigen und bekamen zwei der prachtvollen
Moskauer Bahnhöfe zu Gesicht: Die Hallen sind hoch und sauber, gesäumt
von sozialistischen Müttern, Arbeitern und Kindern aus Stein - die
Rolltreppen steil und hoch.
Wir gingen einen leicht ansteigenden Gang entlang, um uns Frauen und Männer
mit Pelzmützen und am Rande spielte ein Akkordeonspieler.
Alles passte natürlich wunderbar zusammen.
Später stand ich im Waggon, mit Persianer, Wolltuch und Stiefeln
und hielt einen Pappbecher mit Pepsi in der Hand, was mir als Bruch erschien.
Nach langer Fahrt in Schweigen stiegen wir aus.
Wir gingen durch einen Park; der Schnee knirschte, weiter hinten sah ich
die herrliche Lomonosov-Universität. Angestrahlt.
Der Hausflur des Großvaters sieht genauso aus wie hier.
Uns öffnete ein Mann, der älter war, als ich erwartet hatte
- ein schöner alter Mann. Er zeigte uns alle Bilder seiner Wohnung.
Seine eigenen gefielen mir, als ich sie wirklich ansah.
Auf dem Rückweg nutzten wir jene gepriesene Einrichtung Moskaus.
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Hier in der Küche hält ein Streifenhörnchen Winterschlaf
im Sofa.
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23. Dezember
Der Rote Platz hat nicht die Dimension, die ich erwartet hatte. Er war
weitläufig, der Wind fegte darüber hinweg und er war schön.
Am Kreml ritten drei Soldaten in Uniform im Galopp durch den Schnee.
Die Uniformen der Wachtposten gefallen mir. Sie wirken so, als kämen
sie aus der alten Zeit - sie tragen hohe schwarze Stiefel.
Der Mann des Reiterstandbildes am Roten Platz lässt durch die Pferdehufe
den deutschen Adler zermalmen.
Es war eisig, so gingen wir in ein unterirdisches Kaufhaus - alles Jugendstil,
wie auch das edle Cafe`. Dort verkehren die neuen Russen - Männer
mit spitzen Schuhen und schmale Frauen im Pelz.
Am Abend saßen wir eine ganze Weile mit Juri und Lena.
Gespräche über Politik.
Wodka, Wein und Bier wurden vergossen, als der Hocker, auf dem Ilja saß,
ein Bein verlor. Juri lachte und schlug die Hände an den Kopf.
Er ist mir außerordentlich sympathisch.
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24. Dezember
Der Tag begann früh. Nachdem alles bereitet war, schliefen Elisabeth
und Ilja nochmals.
Ich saß in der Küche, trank Tee und sprach mit Juri.
Das Taxi war da, ein Leichenwagen wie mir schien.
Wir zogen um.
Die Fahrt durch die Stadt war behäbig, die Straßen verstopft
mit Autos, die allesamt die Spur nicht einhielten. Das Radio spielte russische
Schlager, der Himmel grau, die Sicht aus dem Fenster getrübt von
Eis und Dreck.
Jetzt wohnen wir im inneren Ring, Altbau, Blick auf ein Ministerium.
Die Metro liegt am Ende der Straße. Wir fuhren zur Lomonosov-Universität.
Maxim saß auf einer Bank und wartete.
Das Gebäude der Universität beeindruckt - es ist recht farbig.
Es gibt Sicherheitsmaßnahmen, wohl auch da das Hauptgebäude
die Abteilung der Kernphysik beherbergt.
Man verkaufte uns als Studenten der Kunst und Genetik und der Pförtner
ließ uns mit einem Lächeln passieren.
Die Mensa war sowjetisch, die Hallen bevölkert.
Im 27. Stockwerk befinden sich die Geologen. Man ließ uns eintreten,
auch wenn wir hier nichts verloren hatten. Der Blick aus dem Fenster berichtigte
meine Vorstellung von der tatsächlichen Höhe der Universität.
Schnurgerade Alleen, kahle Bäume, Fabriken, Hochhäuser, Schnee
-
Die geologische Etage war alt, verstaubt - Steine, Karten. Ein Museum
als Klassenzimmer.
Wieder in der Metro blickten viele Menschen mit großen Augen auf
Danila - ein Freund Maxims -, da er ein Snowboard auf dem Rücken
trug.
Wieder ein Bruch zwischen den Pelzen.
Dann hatte es auf der Straße einen Brand gegeben. Wasser, Eis und
Schnee flossen bergab, Feuerwehrwagen, Rauchwolken. Das alte Haus hatte
eine Fassade aus Eiszapfen, denn das Löschwasser war bei -18 C°
sofort gefroren.
Ein phantastisches Bild.
Wir besuchten die Kirche, in der Ilja und Maxim getauft worden waren -
Gold, Weihrauch und Ikonen.
Rast in einem modernen Cafe`.
Im schönen alten Notengeschäft kaufte ich einige Klaviernoten
- Bartók, Mendelssohn-Bartholdy, Chopin. Sie kosten so wenig hier.
Zuhause. Die drei kochten, ich setzte mich an das verstimmte Klavier.
Schließlich brachen wir doch noch auf. Das Ziel war das Konzert
dreier russischer Bands. Wir erreichten den falschen Club - die literarische
Version. Intellektuelle.
Wieder machten wir uns auf, doch als wir das Ziel erreichten, war es zu
spät. Das Konzert war zu Ende, Menschen saßen an Tischen -
eine nette Kneipe.
Meine Laune war mies. Wir tranken Bier.
Stühle wurden beiseite geräumt und eine Tanzfläche improvisiert.
Es war Mitternacht, es war Weihnachten und passenderweise erklangen die
ersten Töne von Midnight in Moscow". Jetzt aber tanzen.
Meine schlechte Stimmung verflog allmählich.
In dieser Kneipe, in dieser Nacht wollte ich in Moskau leben. Es war vorstellbar
geworden, das gesuchte Gefühl war da, glasklar.
Vielleicht war ich angekommen.
Zu viert tanzten wir einen jüdischen Hochzeitstanz.
Draußen schienen Sterne und der Mond überm Schnee. Betrunken
liefen wir heimwärts und es war warm. In einer Straße hielt
in der sonst menschenleeren Stadt ein Postwagen. Ein Mann stieg aus, lief
mit einem Paket auf den Bürgersteig zu einer Luke im Erdgeschoss,
die sich öffnete. Ein grimmig dreinschauender Soldat nahm das Paket
entgegen. Sowjetisch sehen sie aus, die Soldaten mit ihrem Abzeichen an
der Schapka.
Er erhielt eine (geheime) Sendung morgens um drei in Moskau.
Dann in der Wohnung. Trunkenheit.
Maxim begann das Wörterbuch vorzulesen. Es war hypnotisierend.
Assoziationen - die Wörter bildeten bedeutungsvolle Ketten.
Lenin hat gesagt, man solle Wörterbücher lesen.
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25. Dezember
Welch verschlafener Tag.
Ein Tag der Faulheit.
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Es ist unglaublich, wie grimmig die Polizisten dreinschauen. Fragt man
sie um eine Auskunft, sprechen sie kaum, deuten mit einer Kopfbewegung
an, in welche Richtung man gehen muss, um zur Post zu gelangen.
Auf den Turmspitzen des Kremls leuchtet ein roter Stern durch die Dunkelheit.
Wir haben Karten gespielt.
Es ist Nacht, drei Uhr. Ilja ist wieder in sein Loch gefallen. Jetzt sitzt
er am Klavier, komponiert.
Melancholie.
Ich kann ihn durch die Wand hören.
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26. Dezember
Wieder Trunkenheit. Ach der Wodka.
Elisabeth und Ilja unterhalten sich. Ich habe zwei Bilder gezeichnet.
Sie sind russisch, aber das ist kein Wunder.
Heute morgen traten zwei alte Männer mit Schapkas gleichzeitig jeder
auf seinen Balkon - gegenüber. Sie fuhrwerkten herum und keiner wusste
von dem anderen. Nur ich sah sie beide.
Wir fuhren zur Tretjakow-Galerie. Russische und sowjetische Kunst - die
größte Sammlung. Ikonen. Die Galerie liegt in einem Gebäude
des altrussischen Märchenstils. Nachdem die Formalitäten geklärt
waren, traten wir ein und nach einiger Zeit versank ich für drei
Stunden in einer Welt aus Bildern. Die meisten Gemälde sind aus dem
19. Jahrhundert und ich bekam eine Ahnung vom zaristischen alten Russland.
Die Märchenbilder sind betörend schön. Riesengroß.
Ein junger Fürst reitet auf einem Wolf durch den Wald. In den Armen
hält er eine Frau. Beide schauen bleich und ernst. -
Dann traten wir zurück auf die Straße, es war bereits dunkel
und ich hatte das Sprechen weiterhin verlernt.
Wir gingen in ein proletarisches Schnellrestaurant mit roten Plastikstühlen
und -tischen.
Pelmeni, Piroggen, Kwass.
Es war schwer gewesen, einen Platz zu ergattern.
Drei ältere Damen in teuren Pelzen saßen an einem Tisch und
tranken Wodka aus Plastikbechern.
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27. Dezember
Moskau wird vertraut. Auch wenn diese Stadt unendlich scheint und ich
keinen Überblick bekomme.
Elisabeth und ich gingen nach dem Frühstück spazieren und gerieten
zu den Patriarchenteichen.
Der Meister und Margarita.
Jungs spielten Eishockey auf dem Eis.
Moskau hat nichts von seinem Glanz verloren. Auf seine Art entspricht
es meiner verträumten Vorstellung. Es ist Zarenreich, Sowjetunion
und Kapitalismus zugleich.
Ilja sollte einer Frau in Moskau ein Buch überbringen. Ein Buch,
welches ihm ein Reporter in Berlin für diese Frau mitgegeben hatte.
Wir trafen sie um drei in einer Metrostation.
Auf allen Stationen sitzen Menschen und warten auf andere Menschen. Man
verabredet sich an der Station Puschkinskaja oder Ploschad Revoljuci.
Es muss schön sein, auf einem dieser Bahnhöfe zu warten.
Wir fuhren zu einem wunderbaren Park - ein verschneiter hügeliger
lichter Wald mit der zugefrorenen Moskwa, Krähen in den Bäumen
und einer Schlossruine, die aus einem Märchen zu kommen scheint.
Daneben eine Kirche mit goldenen Kuppeln.
Wie unfassbar russisch Russland doch ist.
Am Wegesrand ritt ein junger Mann auf einem weißen Pferd.
Wir verließen den Park. Ein Mann stieg durch den Spalt im hohen
Eisenzaun und verschwand zwischen den Bäumen.
Ilja und Elisabeth liefen Schlittschuhe im Gorki-Park. Ich hatte keine
Lust; saß in einem provisorischen Bistro und trank Tee.
Am Nebentisch wurde Sekt getrunken - aus Plastikbechern.
Die Wege des Parks sind gefroren. Die Schlittschuhläufer gehen auf
dem Eis spazieren.
Ich wartete am Eingang des Gorki-Parks auf die Beiden, am gewaltigen Tor
aus dicken Steinsäulen. Bunte Leuchtreklame blinkt überall am
Tor, dazwischen Hammer und Sichel in Stein geschlagen. Aus den Lautsprechern
plärrte Katjuscha" in einer Technoversion.
Ich lehnte an der Säule und wartete, Menschen strichen vorüber
und ich dachte: Ja ich bin in Russland. Ich bin hier.
Am Bolschoi-Theater trafen wir Juri, Lena und Natascha. Wir suchten ein
Restaurant oder eine Kneipe. Doch es war Freitagabend. Die Kneipen und
Restaurants sind voll. Will man umkehren und wieder hinaus, stehen hinter
einem schon fünf weitere Hungrige, Durstige, die man darüber
in Kenntnis setzt, dass es nicht einen freien Stuhl mehr gibt.
Dann fanden wir sechs freie Stühle. Es war schön, wieder mit
den anderen am Tisch zu sitzen und zu essen.
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28. Dezember
Wir trafen Juri in der Metrostation und fuhren in ein Randgebiet.
Die Sonne war gleißend über Fabriken und schäbigen Mietshäusern.
Atem und Abgase standen als enorme Rauchwolken in der eisigen Luft. Am
Ausgang der Metrostation gab es ein Gedränge - irgendwann wurde man
aus der Tür hinausgeschoben.
Wir gingen in ein Kaufhaus, welches komplett illegal ist und einen großen
Medienmarkt beherbergt. Unmengen von Platten.
An der Treppe standen drei junge Russen in schwarzen Anzügen an einer
kleinen Theke. Hinter ihnen ein großes Plakat, auf dem diverse Waffen
abgebildet waren.
Das Kaufhaus funktioniert wie eine Markthalle. Jeder hat seinen Stand,
zwischen den Menschenmassen laufen alte Frauen mit Kopftüchern von
Stand zu Stand, die den Händlern Getränke und Speisen verkaufen.
Jeder scheint eine Marktlücke zu finden. Muss sie finden.
Zwischen den Ständen spielte eine Band Blues vor der wiederum zwei
Breitschultrige in Anzügen standen.
Am Abend trafen wir Maxim und drei seiner Freunde - in der Metrostation
natürlich.
Wir fuhren in ein Kino. An der Gaderobe wurde eine Frau gerügt, da
ihr Mantel keinen Aufhänger hatte. Die Frau schien sichtlich bestürzt.
Wir schauten uns einen französischen Film an, vor uns zwei sich unentwegt
Küssende. Auf der Leinwand fiel ein Satz über die Sowjetunion.
Der Saal lachte. Als wir ihn verließen, musste ich mich erinnern,
in Russland zu sein.
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29. Dezember
Ein gemächlicher Sonntag mit einem endlosen Frühstück.
Als es doch endete, ging ich einkaufen.
Erstmalig allein auf Moskaus Straßen.
Es war grau, schneite, der Wind blies.
Kaum war ich aus der Tür, bat mich eine Frau um eine Auskunft. Kein
Ilja da, der weiterhelfen konnte.
Die Frau, die im Laden Käse und Milch verkauft, kennt uns bereits.
Ohne dass ich etwas sagen konnte, fragte sie: "Eine Flasche
Milch?"
"Da". Wie immer.
Die Handschuhe, die ich liegen ließ, trug ein Mann mir hinterher.
Ich kochte für uns drei. Elisabeth befleckte die Tapete mit Rotwein.
Am Abend machten wir uns auf, in die Kneipe, in der wir schon einmal gewesen
sind. Dort spielte eine schlechte Ragga-Band. Es war voll.
Ich bekam einen Eindruck von den alternativen Moskauern. Ein Unterschied
liegt vielleicht darin, dass ein paar mehr Männer Bart tragen.
Später wurden wieder Tische beiseite geräumt. Die Musik war
gut und laut.
Wir schrien uns mittlerweile philosophische Bemerkungen zu - unsere Reise
war sehr gedankenschwer geworden.
Am Nebentisch tranken Männer Wodka. Einer von ihnen informierte Ilja
darüber, dass er dessen Schuhe mit einer Katze verwechselt hätte.
Elisabeth und ich lachten laut. Neben unserem Tisch versuchten ein völlig
betrunkener dicker Mann und eine völlig betrunkene dicke Frau miteinander
zu tanzen. Es war ein Hängen und Stützen an dem anderen.
Die Musik war karibisch, auch wir tanzten, nur träumten wir wohl
nicht so wie die anderen von einem wärmeren Land.
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30. Dezember
Wir schliefen und schliefen.
Nichts zog uns aus dem Haus.
Ilja traf Juri an der Metro und ging einkaufen. Als er wiederkam, berichtete
er von draußen: Die Leute spielten schon langsam alle verrückt
- der Tag vor Neujahr. Rücksichtslose Trunkene auf den Straßen.
Im Lebensmittelgeschäft gab es kein Brot und kein Gemüse mehr.
Die Russen tätigen Großeinkäufe, denn das Neujahrsfest
ist von großer Bedeutung und die Bürger tafeln auf.
Ilja machte sich ans Kochen. Er taute Hühnerherzen auf, war ungeduldig.
Es ging ihm nicht schnell genug voran mit dem Tauen der Herzen.
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31. Dezember
Ich wachte äußerst missgelaunt auf. Ilja schlief weiter, Elisabeth
und ich machten Pläne für den Tag. Dann entdeckte ich, dass
der Film in meiner Kamera gerissen war. Die Kälte. Alle Bilder waren
verloren.
Elisabeth und ich wollten zum Kreml, doch auf der Straße bekam ich
einen Anfall und wir warfen jegliche Pläne über den Haufen,
fuhren stattdessen blindlings ins Zentrum und stolperten irgendwann auf
der Suche nach einem Cafe ins GUM. Nun, ein schönes Kaufhaus.
Wir tranken Bier, sprachen - ich fing mich.
Im Kaufhaus fliegen Spatzen herum, sie scheinen dort zu überwintern.
Auf den Straßen Moskaus herrschte Endzeitstimmung.
Es schneite und stürmte, die Straßen wurden nicht mehr geräumt
und waren völlig zugeschneit. Überall stand die Miliz mit Gewehr
unterm Arm, dicke schwarze Autos warteten im Schnee, manche Straßen
waren abgesperrt.
Die Menschen wuselten umher - geschäftig, betrunken, fertig und der
Sturm wehte uns den Schnee derart scharf ins Gesicht, dass es wehtat und
wir uns in die nächste Metrostation retteten.
Die Stimmung, die über der lichtergeschmückten Stadt lag, war
gewaltig, fabelhaft.
Zu Hause backte Ilja einen Kuchen, der zum Abkühlen auf den Balkon
kam und dort fast im Schnee versank und gefror.
Fortlaufend klingelte das Telefon, Neujahrwünsche oder auch Betrunkene,
die sich verwählt hatten.
Gegen neun machten wir uns dann auf. Die Metro war gut gefüllt, die
Rolltreppen liefen langsamer als bisher. An den Bahnsteigen trafen sich
wie immer die Menschen, umarmten sich und zogen gemeinsam von dannen.
Die Leute im Waggon schienen mir noch trauriger als sonst.
Wir stiegen aus, Kälte, stures Dahintreiben bis zu einem Laden in
einer Blechbude. Wir mussten warten, einige Kunden waren da - alle schwiegen.
Das Radio spielte Jazz-Klassiker, es roch wieder nach Benzin und der Mann
vor uns kaufte einen gefrorenen Kohlkopf.
Als wir Juris Wohnung erreichten, war das Wasser in der Flasche zu Eis
geworden.
Ich war sehr sehr müde, lag auf dem Sofa und schaute Trickfilme an.
Dann wurde zu Tisch gerufen. Es war prächtig gedeckt worden.
- Georgischer Bohnensalat, Reissalat mit Fisch, Eiersalat mit Chinakohl,
Kalamarsalat, verschiedene Schinken, Brot, später Gans mit marinierten
kalten Äpfeln und einem scharfen pinken Kraut -
Das erste Glas Wodka verabschiedete das alte Jahr, was die anderen taten,
weiß ich nicht. Ich trank den besten Wein, den ich je kostete. Ein
roter Tischwein aus Moldawien. Er schmeckte nach Honig, nach nordischem
Sommer.
Dann gab es Geschenke. Wir bekamen ein jeder wollene Socken.
Um 24 Uhr sprach Putin zum russischen Volk. Er stand bei -27°C im
Jackett vorm Kreml und Schneeflocken fielen auf seine Schultern.
Jetzt waren mir die Soldaten, die dicken Autos und die Absperrungen in
der Stadt verständlich.
Nach spontaner guter Laune wurde ich müder, hielt noch ein wenig
aus und legte mich dann in Nataschas Hochbett. Der Tannnenbaum spendete
warmes Licht, von draußen drang Gelächter und hin und wieder
ein dumpfes Krachen.
Irgendwann kamen die Beiden. Liebesgrüße aus Moskau - von Ilja
und Elisabeth. Es hatte sich nun endlich entschieden - zu Neujahr in Moskau
mit Feuerwerk und Champagner.
Eben wie im Märchen.
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1. Januar 2003
Spät begann der Tag und zum Frühstück wurde wieder Wodka
getrunken.
Elisabeth und ich nahmen das Küchensofa ein - ein Tag der Gemütlichkeit.
Später sahen wir einen Film.
Besuch kam und mit einem Beutel voller Essen fuhren wir nach Hause.
Die Straßen ließen sich das vorabendliche Neujahrsfest nicht
anmerken.
Nur leer waren sie.
Die ganze Nation hat einen Kater.
Eine Weile folgte uns ein kleiner Hund. Er roch den Schinken im Beutel.
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2. Januar
Die Nation ist wieder auf den Beinen.
Wir brachen gemeinsam auf und trennten uns in der Metro.
Elisabeth und ich fuhren ins Zentrum. Die Stadt war gandenlos überfüllt.
Die Menschen fotografierten sich vor dem Bolschoi-Theater.
Auf der anderen Straßenseite wimmelten sie um Eisskulpturen herum.
Wir liefen zum Roten Platz und ein beeindruckendes Bild bot sich uns dar.
Im goldenen Sonnenlicht spazierten Unmengen von Moskauern auf dem Platz
umher - und auch hier fotografierten sie sich alle gegenseitig.
Vor der Basiliuskathedrale, vorm Leninmausoleum -
Der Soldat vor diesem schaute grimmig, wie immer.
Die Menschen kauften kleine russische Fahnen für 10 Rubel.
Wir auch.
Ich musste an die Bilder in der Tretjakow-Galerie denken, an die vom alten
Russland.
Eine große Menge stand vor den Mauern des Kremls. Es gab eine Wachablösung.
Oben von den Zinnen schaufelten die Soldaten Schnee herunter, der wie
Schusssalven die hohen Mauern hinunterstaubte und das Spektakel begleite.
Heute fand der dritte Versuch, in den Kreml zu gelangen, statt. Mit Hilfe
der Moskauer, die gemeinschaftlich in eine Richtung zogen, fanden wir
diesmal die Kasse, nur wollten sie heute kein Geld. Wir ließen uns
die Kremlbrücke entlangschieben. Innerhalb der Mauern warteten zahllose
Mütter und Väter auf ihre Kinder, die in bunten Reihen zwischen
den herrlichen Kirchtürmen entlangzogen.
Die Staatsautos sind schwarz und alt und standen geordnet vor den Gebäuden.
Als ich vom Gehweg abwich, um den Menschenströmen zu entkommen, ertönte
sofort ein schriller Pfiff, begleitet von hektischen Handbewegungen der
Miliz. Erschrocken sprang ich zurück.
Um in den Kreml zu gelangen, muss man durch eine Schranke, die bei jeder
Person einen Signalton von sich gibt. Der Soldat, der daneben steht, winkt
alle ohne Notiz durch.
Wir hatten Hunger und gingen in ein Schnellrestaurant, wo es Pizza gab.
Ich kümmerte mich um die Bestellung, mühsam entzifferte ich
die kyrillischen Buchstaben. Die Frau an der Theke lächelte und verstand
mich.
Hier war es interessant, die russische modische Jugend zu beobachten.
Elisabeth verteidigte derweil meinen Stuhl, indem sie den Leuten abwechselnd
da oder njet entgegenbrachte. Allerdings wusste sie nie, wie die Frage
gestellt war: Ist der Stuhl noch frei? oder Ist dieser Stuhl besetzt?
Alles in allem kommen wir zurecht in dieser gewaltigen Stadt und waren
zu verabredeter Zeit zurück.
Im Lebensmittelgeschäft war es leer. Die Verkäuferinnen hatten
sich alle hinter der Fleischtheke versammelt. Sie waren heute ausgesprochen
hilfsbereit.
Ilja hatte uns CDs gekauft. Wir präsentierten ihm unsere 10 Rubel
Flagge und er schüttelte mit dem Kopf.
Am späten Abend liefen wir zu unserer Kneipe - guter Laune.
Dort herrschte trotz später Stunde immenser Andrang und wir kamen
nicht mehr hinein. In Ermangelung anderer Kneipen mussten wir wieder nach
Hause gehen.
Schneeballschlacht.
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3. Januar
Nachdem gestern die Sonne geschienen hatte, begrüßte mich heute
ein grauer Himmel. Das Wetter ändert sich ständig in Moskau.
Das gefällt mir.
Ilja sagte, das läge daran, dass aufgrund der verschmutzten Luft
ein Mikroklima in der Stadt herrsche.
Und dass die Kompasse hier verrückt spielten.
Ach Moskau, wie dir das doch steht.
Wir fuhren zu Maxim. Als die Metro den Untergrund verließ, sah ich
hinter den Fenstern verschneite Birkenwälder, hin und wieder eine
Person zwischen den Bäumen. Auf den Bahnsteigen warteten Skiläufer.
Im Waggon herrschte eine herrliche Ruhe. Einige schliefen, draußen
Schnee und Birken, in der Ecke ein russischer Soldat, der aus dem Fenster
sah.
Ich fühlte mich wohl.
Dann liefen wir durch eine uniforme Wohngegend, wurden langsam eingeschneit.
Das Viertel war belebt, doch auch auf ihm lag diese sonderbare Ruhe.
Maxim hatte uns zum Essen eingeladen. Seine Wohnung entspricht vollends
meiner Vorstellung von einer russischen Wohnung: etwas kitschig, ein bißchen
unordentlich, vertrödelt und gemütlich.
Ein weiterer Freund kam zu Besuch, er ist Artist im Cirque de Soleil.
Dann spielten sie Gitarre und gaben sich Mühe, russische Lieder für
uns zu singen. Schnell wendeten sie sich wieder dem Blues zu.
Alle drei begleiteten uns am Abend zur Metro, mit Wunderkerzen.
In einem Parkstück standen vier recht alte dicke Frauen in der Mitte
des Weges. Jede hatte eine Zigarette und eine Bierdose in der Hand. Ilja
und Maxim schnappten einen Gesprächsfetzen auf und meinten, wir sollten
diesen in unser Russisch-Vokabular aufnehmen: Der hundertprozentige Mann...
Ich habe die Worte wieder vergessen.
An der Metro reichten wir uns die Hände. Ilja rügte mich im
Scherz - ich hatte die Handschuhe anbehalten.
Auf dem Bahnsteig trafen sich die streunenden Hunde.
In der Unterführung, die von der blauen Linie zur roten führt
und wo stets ein Musikant steht, klagte heute ein silbernes Saxophon.
-
Juri hatte erzählt, dass er Ilja, Elisabeth und mich im Fernsehen
gesehen hat. Am 24. Dezember hatten wir uns mit Maxim von einem Fernsehteam
aufhalten lassen. Maxim und Ilja standen vor dem Bolschoi-Theater und
richteten scherzhafte Worte an Putin. Die Fernsehleute wollten scheinbar
unbedingt auch Elisabeths und meine Worte, denn sie sahen erst nach dreimaliger
Wiederholung ein, dass wir wirklich kein Russisch sprechen.
Juri erzählte, wir wären dennoch im Hintergrund auf dem Fernsehbildschirm
aufgetaucht.
-
Um die Patriarchenteiche fährt eine Straßenbahn, die Annuschka
heißt.
Makabres Moskau.
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4. Januar
Das war es.
Der letzte Tag in Moskau ist in einem verrückten Meer aus Alkohol
versunken.
Und wir haben diese letzte Nacht, hier in dieser herrlichen, grandiosen
Stadt gefeiert. Unser Abschied war gebürtig. So wie man sich den
Abschied vorstellt.
Ich werde dich vermissen Moskau,
dein unberechenbares Wetter, deine Metropaläste mit dem Menschengewirr,
die traurigen Frauen, die am Ende der Rolltreppen in ihren Glaskästen
sitzen, die Metrotüren, die einen gnadenlos zerquetschen würden,
wenn man nicht schnell genug einsteigt, deinen Schnee, der nur spärlich
von den Straßen geschippt wird.
Deine russischen Gesichter.
Deine Sprache, die ausgelegten Pappen auf den Böden der Treppenhäuser,
dein Leitungswasser, das nach Chlor stinkt, die L&M Lights Zigaretten
für 15 Rubel, deine Großstädtigkeit, dein süßes
Weißbrot, deinen Kaffee, die CD-Blechbuden in den Unterführungen,
deine sozialistischen Mosaike, deine sowjetischen Biergläser, deinen
Winter, der die Lippen aufreißt und die Nasenlöcher gefrieren
lässt, deine traurig-strengen Soldaten, deine dreckigen, gefährlichen
Autos, deinen Wodka, deine Plakate in kyrillischer Schrift, die ich so
gerne entziffere, dein seltsames uniformes Klingelsystem an den Haustüren
und unsere intensive, anstrengende, tiefe, erstickende Dreisamkeit.
Ich werde an euch denken - Juri, Lena, Maxim.
-
Wir trafen Maxim in der Metrostation um zwei Uhr am Nachmittag. Wir waren
zu spät - er war zu spät.
Mit ihm liefen wir zu jenem Markt, auf dem wir schon einmal gewesen sind.
Am Eingang gab es drei Bären in einem Gehege. Sie waren dressiert
und arme Wesen. Hinter ihnen stand wie zum Spott ein großes Bild
der vier Bären von Ivan Schischkin.
Als ich das erste Mal über diesen Markt ging, durch den Schnee, die
Menschen, Buden, Autos, erschien mir Moskau - Russland groß und
wild. Doch heute war ich hier zu Hause, alles Fesselnd-Bedrohliche war
verschwunden.
Wir schlenderten durch die Buden, tätigten Einkäufe.
Maxim handelte die Preise für uns herunter.
Eine dicke Frau sprach zu Elisabeth: Heirate ihn, er ist ein guter Mensch.
Sie meinte Ilja. Sie sagte ihm eine Zukunft als Präsident von Russland
voraus.
Irgendwann waren wir kalt und hatten den Wunsch möglichst schnell
etwas Warmes zu trinken. Das Erste, was wir fanden, war ein Hotel. Am
Eingang standen an die acht Soldaten.
Sie beeindrucken mich stets aufs Neue.
Wir mussten durch eine Kontrollschranke, unsere Taschen wurden durchsucht.
Dann tranken wir Tee, Ilja und Maxim lasen.
Als es Zeit war, machten wir uns auf den Weg zur Metro. Unterwegs meinten
die Beiden, es gäbe noch ein Wort, welches unbedingt in unser Russisch-Vokabular
gehöre: djengi.
So liefen vier junge Menschen durch den Schnee und wiederholten fortlaufend
das Wort Geld, Geld, Geld.
Wir fuhren zurück in den inneren Ring und suchten das Restaurant,
in dem Juri seinen Geburtstag feiern wollte. Man erkannte es von außen
fast gar nicht als Restaurant; wir öffneten eine unscheinbare Stahltür.
Man erblickte eine nach unten führende Treppe auf der fünf glattgesichtige,
respekteinflößende Männer in schwarzen Anzügen standen,
die uns den Weg versperrten.
Juri erschien am Fuße der Treppe und man ließ uns hinein.
Wir betraten ein angenehmes ruhiges Restaurant und setzten uns zu den
anderen an den Tisch. Wir aßen und tranken sehr gut und ausgiebig.
Eine Jazz-Band hatte in der Mitte des Raumes begonnen gelangweilt zu spielen.
Ich unterhielt mich mit Juri und Lena über Russland. Der Raum füllte
sich mit schicken Menschen. Um 10 Uhr mussten wir unseren Tisch aufgeben,
da er reserviert war. Wir zogen in einen anderen Raum, in dessen Mitte
ein Billiardtisch stand und eine lange Tafel, an der eine wichtige georgische
Gesellschaft saß. Irgendwann verschwand Juri kurz, erschien in der
Tür und winkte mich hastig herbei. Er führte mich zu dem Raum,
in dem wir Stunden zuvor gegessen hatten. Dasselbe stille Restaurant war
nicht wiederzuerkennen. Eine unbemerkte Verwandlung war vonstatten gegangen:
Ich sah einer überdrehten, verrückt-ausgelassenen Disko ins
Auge.
Juri zog mich auf die völlig überfüllte Tanzfläche.
Wir tanzten.
Elisabeth und ich verbrachten die nächsten Stunden teils am runden
Tisch hinter unseren Bierkrügen, denen wie von Geisterhand immer
neue folgten, teils beim Tanzen. Wir stürmten durch die Massen, vorbei
an fast kapitulierenden, verbitterten Kellnern, die sich mit hocherhobenen
Tabletts voller Gläser durch das wild tosende Menschenmeer schlagen
mussten, vorbei an den Augen anderer Frauen, die lachend auf uns lagen,
unter den prüfenden Augen einiger Männer. Und was waren wir
für ein Paar! Im Rausch den Russen in nichts nachstehend, tanzten
wir die schnellste Polka, den unbändigsten Rock`n`Roll und trieben
unseren Tango auf die höchste aller Spitzen. Mit ihm durchmaßen
wir den Raum.
Doch irgendwann war der Punkt gekommen, da wir zu müde, zerzaust,
zertanzt, betrunken waren, um zu bleiben und doch war es noch immer zu
reizvoll um zu gehen.
Dieser Punkt zog sich hin.
Am Ende taten wir das Übliche - wir gingen.
Der Abschied war langgezogen. Lena küsste und drückte uns, nahm
unsere Hände, ließ sie nicht mehr los. Nun, wir mussten uns
endgültig verabschieden, wenigstens für dieses Mal. Es war traurig.
Juri nahm uns in seine großen Arme und küsste uns jedem fünf
Küsse aufs Haar.
Text und Fotos: Sophie Hofmann
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