Das Russen ABC für Berliner

Liebe Berliner, auch für Sie haben wir auf unserer Seite einen ganz besonderen Service eingerichtet. Im Zuge der Osterweiterung hört man ja jetzt aus dem Munde der Experten immer wieder die Aussage: "Die Russen kommen!" Mit den fast 200.000 in Berlin lebenden Russen, ist inzwischen auch ein großer Teil der russischen Kultur in unserer Hauptstadt angekommen. In diesem ABC haben wir für Sie einmal einige Dinge zusammengetragen, die für Ihren Alltag im russischen Berlin durchaus interessant sein können und die Ihnen sicher das Zusammenleben mit unseren "Druschbafreunden" vereinfachen. Gemeinsam lacht es sich nämlich doch immer am schönsten, oder?

Das Berlin ABC für Russen >>>

A

Aberglaube: Die Russen sind ganz schön abergläubisch, auch wenn sie es nicht zugeben. Wundern Sie sich deswegen nie darüber, wenn Ihnen ein Russe absichtlich auf den Fuss tritt. Das ist keine Einladung zum Kickboxen, sondern der Rettungsschlag für Ihre Familie. Vorausgesetzt, Sie selbst sind Ihrem russischen Gegenüber vorher unabsichtlich über die Zehen gelaufen und haben damit ein vermeintliches Unglück auf Ihre Familie provoziert. Nur Ihr Opfer kann Sie dann noch mit einem Gegentreffer retten. Einen vergesslichen Russen erkennen Sie übrigens daran, dass er sich im Spiegel anschaut. Und wenn Sie als Frau bei Russen am Tisch sitzen, lassen Sie unbedingt mal ein Messer auf den Boden fallen, das hebt enorm die Chancen auf männlichen Besuch!

Alexanderplatz: Man mag es kaum glauben, aber unser berühmter "Alex" verdankt seinen Namen dem russischen Zar Alexander dem Ersten. Dieser soll angeblich bei einem Stadtbesuch über den Platz geschritten sein, um gleich danach seinen Namen dafür herzugeben. Sollten Sie zufällig auch Alexander heißen, dann können Sie dieses historische Spektakel doch einfach noch mal nachstellen, indem Sie feierlich im Nerzmantel mit Zepter und Krone über das Pflaster flanieren. Damit können dann auch die Touristen Geschichte "live" erleben und Sie landen in zahlreichen Fotoalben.

B

Ballett: Mit dem berühmten Vladimir Malakhov als dem Ballettchef der Berliner Staatsoper kam auch die klassische russische Kultur in die Hauptstadt. Diese Eleganz, dieser Ausdruck, diese Perfektion... Von jetzt an gibt es keine sterbenden Schwäne mehr auf der Bühne.

Bernsteinzimmer: Wussten Sie eigentlich, dass sich das Bernsteinzimmer ursprünglich im Berliner Schloss befand, bevor es dann ausgerechnet der Bewunderung Zar Peter I. zum Opfer fiel, indem der preußische König Friedrich Wilhelm I. es ihm zum Geschenk machte? Außerdem galt es als das "achte Weltwunder". Was soll man als neidischer Berliner dazu noch sagen? Für die Touristenschlangen vor dem Berliner Schloss wäre eh kein Platz!

Bücher: Das belesene Volk der Russen gab erst vor kurzem den Anlass, die Buchmesse unter das Thema "Russland" zu stellen. Einen typischen Anhaltspunkt für die Qualität der Lesewut eines Landes geben unter anderem die Passagiere mit ihren Lesegewohnheiten in öffentlichen Verkehrsmitteln. So fahren Tolstoi und Puschkin in den Händen der Moskauer durch die ganze Stadt, während Berlin nur seine spektakulären "Bild-"Leser umherkutschiert, die sich auch noch an bunten kleinen Fernsehern in der U-Bahn erfreuen können.

D

Druschba: Das Lieblingswort innerhalb der deutsch-russischen Kulturbegegnungen. Bitte achten Sie auf die korrekte Aussprache: ein langes "u" mit tiefer Stimme in echter Wolga-Kosaken-Chor-Qualität, damit Sie sich nicht schon von vornherein Feinde machen.

F

Feste feiern: Dies ist mit einer unheimlich langen und gepflegten russischen Tradition verbunden. Feste feiern die Russen sehr gerne. Und vor allem auch sehr viel. Durch historisch bedingte verschiedene Arten von Kalendern, nutzen sie die Gelegenheiten nach altem und neuem, älterem und neuerem, vorälterem und vorneuerem usw. Kalender zu feiern.

K

Kaminer: Der Vater der berühmten Russendisko! Und Hauptsurfer auf der russischen Kultwelle, die nach Berlin schwappte. In ein echtes Bewegungsmeer kann er auch die Besucher des Kaffee Burger versetzen, wenn er etwas aus seinen Büchern oder von seiner Musik zum Besten gibt.

Körperkontakt: Das ist deutsch-russische Kulturbegegnung auf höchstem Niveau! Das Wort Körperkontakt nehmen die Russen sehr wörtlich. Eine herzliche Umarmung oder ein Wangenküsschen sind auch unter Fremden keine Seltenheit. Über die Norm des deutschen Sicherheitsabstandes klären Sie Ihren Genossen bei solchen Begegnungen aber lieber nicht auf, sonst geht der Kontakt wegen deutscher Intoleranz gleich wieder verloren.

Krimurlaub: Wenn Sie in Ihrem Bekanntenkreis mal ein bißchen mit Ihrem neuen Faible für russische Kultur angeben möchten, dann buchen Sie doch den nächsten Sommerurlaub einfach auf der Krim. Sie können Ihre Freunde nach Ihrer Rückkehr unter anderem mit Bekanntschaften zu neureichen Russen und der genauen Beschreibung des Geschmacks von frischem Kaviar verblüffen. Als Urlaubsgeschenk für Ihre staunenden Verwandten empfehlen wir Ihnen den preisgünstigen Krimsekt. (Gibt´s auch bei Aldi.)

Kyrillische Buchstaben: Wer als Laie meint, in diesem System dennoch einige bekannte deutsche Lettern zu entdecken, der wird ganz schön auf den Holzweg geführt. So ist ein "P" kein russisches P, sondern ein "R". Ein "H" ist kein H, sondern ein "N". Und der Hammer überhaupt sind die hübsch anzusehenden Zischlaute wie "sch", "schtsch" oder "tsch". Erst wenn Sie diese Buchstaben malen und gleichzeitig korrekt aussprechen können, sind Sie in den Kreis der Russischsprachkenner aufgenommen. Frohes Üben!

M

Mafia: Dazu können wir leider keine Auskünfte geben, da uns noch kein neuer Überweisungsträger der Schutzgeldforderung erreichte.

Matrjoschka: Das touristische Souvenirhighlight jedes Russlandbesuches. An Form-, Farb- und Inhaltsvielfalt der modernen Industrieproduktionen inzwischen kaum zu überbieten. Das beste an den Dingern ist ganz klar ihre Eigenschaft des Platzsparens, damit auch möglichst viele davon ins Regal passen. Die Matrjoschkas können Sie auch problemlos in der Kindererziehung einsetzen, z. B. als Beschäftigungstherapie (Auspacken-Einpacken-Auspacken...) oder zu sexuellen Aufklärungszwecken.

Mimik: Wenn Sie versuchen, einen typischen Russen zum Lachen bringen zu wollen, sollten Sie vorher überprüfen, ob Sie kein Opfer einer versteckten Kamera werden. Die für uns manchmal mürrisch wirkende Gesichtsmimik eines Russen ist völlig natürlich und nicht böse gemeint. Trotzdem lohnt es sich, daran ruhig mal Ihre verborgenen Qualitäten als Clown auszutesten.

Mode: Für die russischen Großstadtfrauen scheint ihr Aussehen eine besonders große Rolle zu spielen. Sollten Ihnen also auf dem Ku'damm die kürzesten Miniröcke in hohen Stiefeln, mit gestylten Frisuren und Makeupvielfalt über den Weg laufen, dann waren das nicht die Models von Lagerfeld und Co, sondern ganz normale junge russische Frauen.

Moskau: Seit 1990 die Partner- und damit "Druschba-"stadt Berlins!

Musik: Es wäre armselig, würde sich die russische Musik in Berlin nur auf dem berühmten Kalinkagedüdel ausruhen. Die Russendisko kann doch so viel Abwechslung bieten. Selbst die russischen Straßenmusiker auf den Plätzen und Bahnhöfen begeistern mit ihrer Kunst. Ihnen wird in Berlin also das ganze Spektrum an russischer Muke geboten.

N

Nationalität: Sie sollten sich davor hüten, die Russen alle in einen Topf zu werfen. Wenn Sie den nämlich umrühren, dann schlägt Ihnen ein lautes Protestgebrüll von verschiedenen Nationalitäten entgegen: Ukrainer, Weißrussen, .... Ja ja, die ehemalige Sowjetunion war schließlich groß. Denn Sie möchten als Berliner doch auch nicht als Bayer bezeichnet werden, oder? Wo kämen wir denn da hin?

P

Puschkin: Also, wer Puschkin nur als importierte Wodkasorte kennt, der sollte sich hüten, diese Unwissenheit gegenüber einem Russen preiszugeben. Das kann gefährlich werden, denn die Würde Puschkins ist innerhalb der russischen Seele unantastbar! Wenn auch nach bekannten Namen wie Tschajkowskij oder grad mal noch Gorki in Ihren Gedächtniszellen Schluss sein sollte, dann unterhalten Sie sich doch mal mit Slawistikstudenten, die können Ihnen da gerne Auskunft geben. Und sind Ihnen bestimmt auch behilflich, die richtigen Berufe den einzelnen Namen zuzuordnen.

R

Russen: Das sind alle die Menschen, die durch ihre Kultur schuld an der Entstehung von www.007-berlin.de sind.

Russische Geschäfte: Das sind die Aldiläden für die Russen in Berlin. Seien Sie auch als deutscher Berliner ruhig einmal so mutig, sich in ein solches Geschäft zu begeben. Hier finden Sie Antworten auf die Ernährungsstrategien der Russen und können auch nebenbei kostenlos versuchen, Ihre Russischkenntnisse zu testen. Probieren Sie sich auch ruhig mal durch die Regale von "Suschkis", "Bliny", "Piwo", "Konfety" und anderen Leckereien. Ach ja, als Zahlungsmittel ist der Euro gültig, also keine Panik.

Russisches Berlin: Wenn man sich so durch den Berliner Stadtplan blättert, landet man auch öfter mal in der russischen Geschichte oder in russischen Großstädten. Unser Vorschlag einer Stadttour: Über die ehemalige Stalinallee zur Petersburger Straße, danach ins Maxim Gorki Theater, vorbei am russischen Ehrendenkmal im Treptower Park und mit Kalinkageschrei wieder zurück.

S

Samowar: Das ist der alkoholfreie Sangriaeimer der Russen, könnten die Scherzkekse unter Ihnen behaupten. Doch inzwischen haben auch die Russen schon die Teebeutelchen für sich entdeckt und setzen ihren prachtvollen Teekocher meist nur noch bei besonderen Gelegenheiten ein.

Slawistikstudium: Ja, es gibt inzwischen auch viele Berliner, die sich den Russen als wissenschaftliches Forschungsobjekt ausgesucht haben und meinen, aber auch wirklich alles an ihm erkunden zu wollen. Über Details informieren Sie gerne die Studienordnungen der Berliner Universitäten. Die Forschungsergebnisse wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt und bilden den Hauptbestandteil dieses ABCs. Also liebe Russen, Sie sind auch in Berlin vor keinem Studenten mehr sicher!

T

Trinkspruch: Auch an diesem Punkt wollen wie Sie endlich mal vom Holzweg holen. Wer das ewige "Prost" mit dem "Na sdarowje" gleichsetzt, der ist ein absoluter Langweiler. Denn die Russen sind mit ihren Trinksprüchen in Vielfalt und Kreativität kaum zu überbieten. Wenn's um den Wodka geht, findet sich doch immer ein passendes "Töstchen". Also dann Pröstchen, trinken wir auf die Gesundheit!

W

Winter: Manche Berliner mögen im Winter denken, nicht weit entfernt von Sibirien zu leben und staunen gewaltig, wenn Ihnen ein echter Sibirier in kurzen Hosen gegenüber steht. Dabei verbringt dieser bestimmt gerade hier seinen Sommerurlaub.

Wodka: Wir verneigen uns dankbar vor unseren russischen Freunden, denn was wären wir nur ohne ihr tägliches "Mineralwasser"?! (Öfter mal wieder nüchtern wahrscheinlich.)

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Dieses ABC ist eine Arbeit von Daniela Ließ.

Wir hoffen sehr, den Stichwortkatalog im Laufe der Zeit zu vergrößern. Dazu würden wir uns über Anregungen, Verbesserungsvorschläge oder Ergänzungen von Ihnen sehr freuen.

Schicken Sie Ihre E-Mail bitte an: redaktion@007-berlin.de.