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22. JUNI 1941
Schuss und Gegenschuss Filmdokumente aus dem
Krieg gegen die Sowjetunion
Kino Krokodil, 07. Juli/ 10. August 2011 Begleitende Ausstellung
im Foyer: MARSCH NACH KLINZY - Fotos aus privaten Kriegstagebüchern
Bereits vor dem Oktoberumsturz soll Lenin das große Potential
des Films erkannt und aus dem Exil prophezeit haben, dass das
Medium zur mächtigsten Waffe der wissenschaftlichen Propaganda
werden würde. Dabei wies er darauf hin, dass man bei der Schaffung
einer neuen, revolutionären Filmkunst mit der Chronik beginnen
müsse. Im zaristischen Russland diente das Kino überwiegend der
Unterhaltung und die eigene Wochenschauherstellung steckte noch
in den Anfängen. Nach den Oktoberereignissen erhielt das Filmwesen
jedoch schnell einen besonderen Platz, denn die Faszination und
leichte Lesbarkeit des laufenden Bildes, schien am besten geeignet,
um die breiten, überwiegend analphabetischen Bevölkerungsschichten
Russlands mit Agitationskampagnen zu erreichen.
Für viele Vertreter des jungen sowjetischen Kinos, wie Wertow
und Kuleschow, erwies sich die Arbeit an den Bürgerkriegsfronten
als eine wesentliche Schule. In eigens eingerichteten Propagandakinozügen
konnten Filme binnen kürzester Zeit entwickelt, geschnitten und
auch vorgeführt werden. Durch das Arbeiten auf Achse waren die
Wege zwischen Filmproduzenten und Konsumenten auf das nötigste
reduziert und der just in time verlaufende Herstellungsprozess
forderte und förderte den Einsatz avantgardistischer Mittel. Typisch
für die unter solchen Umständen produzierten Agitationsfilme [agitki]
war die Koexistenz von Dokumentarmaterial und nachgestellten Szenen
aus dem Frontalltag. Die im zweiten Weltkrieg in Frontkinos häufig
als Vorfilm eingesetzten Kriegsalmanache, stehen deutlich in dieser
Tradition und folgen mit der Mischung aus inszeniertem und dokumentarischem
Material deutlich dem bewährten Muster.
Der sowjetische Dokumentarfilm erlebte in der frühen Sowjetunion
seine goldene Zeit und verlor in den 1930er Jahren, in denen sich
der propagandistische Unterhaltungsfilm allmählich durchsetzte,
immer mehr an Bedeutung. Nachdem Deutschland die Sowjetunion angegriffen
hatte, erführ der Dokumentarfilm einen neuen kurzlebigen Aufschwung.
Der Bedarf an Filmberichterstattung von der Front ließ die Frage,
wie man die Ereignisse darzustellen habe, zunächst zweitrangig
werden. Im Allgemeinen ging der ausgebrochene Notzustand Hand
in Hand mit einer zeitweiligen Milderung der Zensur und der gegen
die eigene Bevölkerung gerichteten Repressionen.
Neben erfahrenen Kameramännern und Kriegsreportern wie Karamsinskij,
Kopalin, Karmen und Makassejew, die beiden letztgenannten hatten
als Frontkameraleute im Spanienkrieg bereits internationales Aufsehen
erregt (Filmreihe „Madrid im Feuer“; Krokodil Okt. 2006), wurden
in der Anfertigung von Dokumentarfilmen auch zahlreiche Spielfilmregisseure
– u.a. Gerasimow, Jutkewitsch und Dowshenko – eingesetzt. Bereits
einen Tag nach dem faschistischen Überfall auf die Sowjetunion
fuhren die ersten Berichterstatter an die Front. Aus den ersten
Tagen und Wochen des Rückzugs existieren allerdings nur wenige
Aufnahmen. Die meisten Kameraleute waren von den Umständen an
der Front anfangs schlicht überfordert und die überwiegend mangelhafte
technische Ausstattung erschwerte das Arbeiten zusätzlich. In
einem Brief an die Regisseurin Esfir Schub vom 27.01.42 klagte
Sofia Wischnewskaja: „Ich kenne nur einen Mann in der Filmkunst,
der in der Lage wäre, diese Seiten aus dem Leben Leningrads zu
verewigen, […] – Eisenstein, er aber ist leider weit weg von uns.
Es ist jammerschade, dass hier nichts mit der Kamera fixiert wird.
Das ist unwiederholbar.- Aber hier ist niemand, der das drehen
könnte.“ Mit harten Worten kritisierte auch Dowshenko in einer
Rede von 1943 die bisherige Unfähigkeit vieler Kriegsreporter,
das Wesentliche in den Kampfhandlungen zu erfassen, das menschliche
Schicksal im Krieg hervorzuheben und der Filmchronik den richtigen
Ausdruck zu verleihen. Außerdem hielt er es für unmoralisch, statt
des „wertvollen dokumentarischen Materials“ häufig lediglich nachgestellte
Szenen zu zeigen.
Das meiste gedrehte Wochenschaumaterial zur Verteidigung der
Hauptstadt ab Oktober 1941 bis zum ersten wichtigen Sieg über
die faschistischen Truppen im Januar 1942 floss in den Film DIE
Zerschlagung der deutschen Truppen VOR Moskau (1942). Im Film
kombinierten Warlamow und Kopalin Aufnahmen der Kampfhandlungen
vom westlichen Vorstoß der Sowjetarmee mit Szenen aus dem Alltag
der sich mit den Soldaten solidarisierenden Zivilbevölkerung.
Die Rede Stalins auf dem Roten Platz, in der er vom „Befreiungs-
und somit gerechten Krieg“ spricht, wurde für den Regisseur nachgestellt.
Für sein Werk erhielt Warlamow 1942 den Oscar für den besten Dokumentarfilm.
Bei der Entscheidung für die Auszeichnung dürfte der Erfolg der
sowjetischen Truppen und der Wandel ihrer internationalen Bedeutung
eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.
Einige Passagen aus Warlamows Film finden sich auch in der im
Auftrag der US Armee entstandenen Serie WHY WE FIGHT, im fünften
Teil THE BATTLE OF RUSSIA (1944) wieder. Die zwischen 1942 und
1945 entstandenen sieben Informationsfilme, ursprünglich ausschließlich
für das militärische Schulungsprogramm konzipiert, aufgrund ihres
Erfolgs zum Teil aber auch im regulären Kinoprogramm vorgeführt,
sollten der Aufklärung des amerikanischen Volks über die Notwendigkeit
der Beteiligung am Kampf gegen den Nazifaschismus dienen. In erster
Linie sollten junge Soldaten davon überzeugt werden, dass in Anbetracht
der schweren Verbrechen Hitlers und seiner Verbündeten der Eintritt
der Vereinigten Staaten in den Weltkrieg nicht nur unvermeidbar,
sondern zwingend erforderlich sei. Durch einprägsame Darstellungen
der Schlüsselereignisse des Zweiten Weltkriegs sowie dessen Hintergründe
beabsichtigten die US-Generäle bei ihrer Truppen „den Willen zum
Kampf zu wecken und die Gefühle von Solidarität mit den Alliierten
und Hass gegen den Feind in die richtige Bahn zu lenken“. Dass
DIE SCHLACHT UM RUSSLAND in dieser Form genehmigt werden konnte,
mag aus heutiger Sicht fast unmöglich scheinen. Die amerikanischen
Behörden zitierten nicht nur sowjetisches Wochenschaumaterial
aus dem Russlandfeldzug, sondern bedienten sich auch großzügig
bei sowjetischen Propagandastreifen aus den 1920er und 1930er
Jahren. In US amerikanischen Kinos erschien die Sowjetunion als
ein friedliches multiethnisches, fortschrittliches und wohlhabendes
Land in dem strahlende Traktoristen, gesegnet mit den unermesslichen
Ressourcen ihres Bodens und den Schöpferkraft nationaler Industrie
reiche Ernten einfahren und durchtrainierte Sportlerinnen, erfüllt
von Liebe für ihre sozialistische Heimat jubelnd auf dem Roten
Platz paradieren. Ein Volk, das selbstlos und zielgerichtet sich
erfolgreich gegen den Angreifer zu verteidigen wusste und im Kampf
gegen Nazideutschland unnachahmliche Heldentaten hervorbrachte.
Im veränderten Nachkriegsklima wurde der Film wiederum als „unreflektierte
Hymne an die Sowjetunion“ abgestempelt und verschwand in den Archiven.
Ein ganz anderes Bild der umkämpften Gebiete vermittelt das
für diese Reihe ausgewählte deutsche Wochenschaumaterial über
den Russlandfeldzug. Kameraleute und Kommentatoren zeichnen immer
wieder ein schreckliches Bild der sowjetischen Lebenswirklichkeit:
„[unsere Soldaten] stoßen immer wieder auf furchtbarster Elend.
Das sind Bilder aus dem Paradies der Bauer und Arbeiter. Diese
Jungen sind völlig verkommen …“ (aus DW 565/1941) Gezielt schürt
man verschüttete, Jahrhunderte alte Ängste vor kriegerischen Völkern
aus den asiatischen Weiten und warnt vor „stumpfsinnige Horden
aus der Steppen“ (aus DW 571/1941). Zugleich deckten die deutschen
Kameras unbequeme Wahrheiten jenseits der Alliierten-Propaganda
auf und zerstörten das idyllische Bild eines überglücklichen Lands
ohne innere Konflikte. Sie verwiesen z.B. darauf, dass Angehörige
mancher nationaler Minderheiten die Deutschen zunächst als Befreier
vom sowjetischen Joch betrachtet und sie beim Einmarsch anerkennend
willkommen geheißen hatten. Massengräber mit ermordeten Zivilisten
und Militärs wurden als Beweise aufgenommen, dass die Ausrottung
politischer Feinde in der Sowjetunion riesige Ausmaße hatte.
Auch in Deutschland – so wie in der Sowjetunion – war der wohl
dosierte Einsatz von offenen und verschleierten Propagandabotschaften
in Dokumentar- und Spielfilm bereits seit Hitlers Machtaufstieg
kennzeichnend. „Die Erregung des Rausches ist der Sinn der Propaganda!“
–zitierte Hans Traub den Führer 1933 in seiner Schrift „Der Film
als politisches Machtmittel“. Unser Wochenschauprogramm zur Sportfliegerin
Elly Beinhorn im NS-Staat 1930 bis 1938 (April 2011) bot ein gutes
Beispiel für die zunehmende Verschärfung der Töne und Aggressivitätssteigerung
in der deutschen Berichterstattung im Laufe der 1930er Jahre.
Spätestens zum Kriegsbeginn fanden Unterhaltungsbeiträge und humoristische
Auflockerungen in den Wochenschauen keinen Platz mehr. Nichtdestotrotz
wurden die Ausgaben durchschnittlich länger. „Der Film“ – verkündete
Goebbels in einer Rede von Mitte Februar 1941 – „hat heute eine
staatspolitische Funktion zu erfüllen. Er ist ein Erziehungsmittel
des Volkes. Dieses Erziehungsmittel gehört – ob offen oder getarnt,
ist dabei ganz gleichgültig – in die Hände der Staatsführung“.
Die deutsche Wochenschau erfreute sich zu Kriegsbeginn größter
Beliebtheit. Die daheimgebliebene Bevölkerung strömte in nie dagewesener
Zahl in die Kinos um sich an Siegen und rassischen Überlegenheitsgefühl
zu berauschen.
Nachdem Hitler in seiner Rede an die Nation im Juni 41 den Beschluss
bekundet hatte, „das Schicksal und die Zukunft des deutschen Reiches
wieder in die Hand unserer Soldaten zu legen“ und gegen den bolschewistischen
Feind vorgehen zu wollen, erlangte die Berichterstattung von den
östlichen Kriegsschauplätzen wieder größte Priorität. Da der Krieg
im Osten sich jedoch unerwartet hinzog und die Aussicht auf einen
schnellen Sieg bereits nach wenigen Wochen erlosch, hielt Goebbels
bald eine Korrektur der Kriegsdarstellung in den Wochenschauen
für notwendig. Er distanzierte sich von den bisherigen zu milden
Tönen und schonenden Aufnahmen und ermunterte die Berichterstatter
fortan, „solche Bilder dem deutschen Volke vorzuführen, damit
es einerseits sich keinen Illusionen hingibt, andererseits aber
auch an diesen Darstellungen feststellen kann, daß die Kriegsführung
im Osten auch für den Gegner ihre Begrenzung findet“. (Tagebuchnotiz
vom Januar 1942) Im Mai 1943 notierte Goebbels verstimmt in seinem
Tagebuch: „Das Problem mit der Wochenschau wird bei längerer Dauer
des Krieges immer schwieriger. Man weiß nicht mehr, was man bringen
soll.“
Trotz der immer kritischer werdenden Kriegslage zweifelte Goebbels
nie an den Fähigkeiten seiner Propaganda-Kompanien. Seit Herbst
1943 wurden die Männer mit 12 Geboten noch einmal besonders auf
ihre Aufgabe eingeschworen. Dort hieß es unter anderem: „Du sollst
immer daran denken, dass durch Deinen persönlichen Einsatz Millionen
an dem Weltgeschehen teilnehmen, und dass Du den gegenwärtigen
und kommenden Geschlechtern eine wahrheitsgetreue und lebendige
Darstellung des gigantischen Ringens um Deutschlands Größe durch
Deine Arbeit geben musst, (…), denn die Aufnahmekamera ist Deine
Waffe“.
Bis Oktober 1943 waren über tausend PK-Berichter bereits gestorben,
vermisst oder verwundet. Erhebliche Verluste waren auch auf der
anderen Seite der Front zu vermerken. Im Andenken an allen gefallenen
sowjetischen Kriegsreporter errichtete Maria Slawinskaja unmittelbar
nach Kriegsende ein berührendes Denkmal mit ihrem Dokumentarfilm
FRONTOWOJ KINOOPERATOR (1946). Als Grundlage dienten ihr die Aufnahmen
des im Kampf um Breslau gefallenen Kameramanns Wladimir Suschtschinskij
(1912-1945). Seit Anbeginn des Krieges war er mit seiner Kamera
Zeuge der wichtigsten Schlachten gegen die deutschen Besatzer
gewesen. Der Film endet mit einer bestürzenden Schwarzfilmsequenz,
die der tödlichen Explosion folgte. Dreißig Jahre später dokumentierte
der Kurzfilm FRONTKAMERAMÄNNER (DDR 1975) ein Zusammentreffen
überlebender polnischer und sowjetischer Berichterstatter – unter
ihnen Roman Karmen, an den Orten der letzten Befreiungskämpfe
zwischen Oder und Elbe.
Während sich die Kameraleute der Alliierten Truppen nach dem
Krieg weder für das Vergangene rechtfertigen noch weltanschaulich
neu orientieren mussten, standen die überlebenden Wehrmachtsberichterstatter
am Punkt Null. Auch der Dresdner Werner Bergmann war vom ersten
Tag des Zweiten Weltkrieges an, zunächst als einfacher Soldat,
später als Offizier, als Kriegsberichter für die „Deutsche Wochenschau“
in Polen, Belgien, Frankreich und der Sowjetunion unterwegs gewesen.
Die Qualität und Quantität seiner Aufnahmen verschafften ihm großes
Ansehen unter den PK-Männern im Einsatz. Stolz berichtete er in
einem Brief an seine Mutter im Juli 1943, das 11-fache als üblich
an gedrehtem Material geliefert zu haben und in Erwartung eines
neuen Kampfabzeichens zu sein. Das Frontabenteuer sollte für ihn
jedoch wenige Wochen später bei Orjol zu Ende gehen, als sein
Panzer von einer Granate getroffen wurde und er seinen rechten
Arm verlor. Unter dem Titel „Das verwundete Objektiv“ veröffentlichte
der Kameramann mit seltenem Mut und in beeindruckender Offenheit
in den frühen neunziger Jahren Tagebücher und Korrespondenz aus
seiner Frontkamerazeit. Den Gipfel seine Karriere erreichte Bergmann
an der Seite des Regisseurs Konrad Wolf. Aus der fruchtbaren Zusammenarbeit
entstanden im Laufe von 25 Jahren zwölf Filme. Der letzte davon,
MAMA ICH LEBE (1976), ist Bestandteil dieser Retrospektive. Wie
auch der berühmter ICH WAR NEUNZEHN (1967), reflektierte der Film
die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die eigenen Kriegserfahrung
der Filmemacher. Damals befanden sich Bergmann und Wolf auf gegensätzlichen
Seiten der Front. Als Deutschland die Sowjetunion angriff, hatte
Konrad Wolf, nach Hitlers Machtaufstieg mit seiner Familie in
die Sowjetunion emigriert, bereits die 8. Klasse im Moskau beendet.
Ende 1942 trat er der Roten Armee bei und marschierte vom Kaukasus
bis nach Berlin mit. MAMA, ICH LEBE erzählt von vier Wehrmachtssoldaten,
die als Kriegsgefangene schließlich ihre Uniformen tauschen und
auf die Seite des ehemaligen Feindes wechseln. Während des Russlandfeldzugs
durfte Bergmann Übertritte sowjetischer Soldaten in die deutsche
Wehrmacht erleben. Ihn verblüffte die Verwandlung der Gefangenen,
die plötzlich deutsche Uniformen trugen. „Ich empfand, daß sie
sich auffallend so gaben und verhielten, wie man sich deutsche
Soldaten vorstellte – noch etwas korrekter…“ (Tagebucheintragung
vom Juli 1942)
„Der 22. Juni“ – erzählte Konrad Wolf in einem Filmgespräch
in der Akademie der Künste Berlin zum 40. Jahrestag des Überfalls
auf die Sowjetunion – „war für mich der Beginn meines nichtendenwollenden
Weges nach Hause, nach Deutschland, zum deutschen Volk.“ (Filmspiegel,
14/1981) Zur Wende seines Lebens am Kriegsende schrieb Bergmann
als Nachtrag zu „Das verwundete Objektiv“:
„Am Ende des Krieges war ich dreiundzwanzig Jahre alt. Alles
war aus – und ganz anders. Obwohl es keine Wunder gibt, fand ich
im Sand des Bornstedter Feldes bei Potsdam das Gehäuse einer Arriflex
und eine Kassette dazu… Damit begann es neu.“
Debora Fiora
Quellen:
Bergmann, Werner, 1992: Das verwundete Objektiv – ein Bericht
aus Briefen und Notizen 1939-1943
Freunde der Dt. Kinemathek e.V. (Hrsg.), 1991: Der Krieg gegen
die Sowjetunion im Spiegel von 36 Filmen. Eine Dokumentation
Hoffmann, Hilmar, 1988: „Und die Fahne führt uns in die Ewigkeit“
– Propaganda im NS-Film
Klaue, W./ Lichtenstein, M. (Hrsg.), 1967: Sowjetischer Dokumentarfilm
Wehling, Will (Hrsg.), 1973: Der Kampf gegen das nationalsozialistische
Deutschland – Filme aus der UdSSR und aus den USA
FILMPROGRAMM
Летят журавли
(Die Kraniche ziehen) SU 1957, 97 min, DF
Regie: Michail Kalatosow
Kamera: Sergej Urussewskij
Preise: Goldene Palme der Internationalen Filmfestspiele Cannes,
1958
Kurz bevor der Zweite Weltkrieg über die UdSSR hereinbricht, verlieben
sich Veronika und Boris ineinander. Als der Krieg ruft, meldet
sich Boris freiwillig an die Front. In der langen Zeit des Wartens
und der Ungewissheit heiratet Veronika ohne rechte Motivation
Boris’ Bruder, doch es gelingt ihr nicht Boris hinter sich zu
lassen. Als die Soldaten am Ende des Films heimkehren und eine
Rede auf ihre Tapferkeit gehalten wird, wartet Veronika vergeblich
auf den Geliebten. Mit einem Blumenstrauß in den Händen steht
sie im weißen Kleid trauernd inmitten der feiernden Menge.
Do, 07.07. 19 Uhr
PROGRAMM 1
SCHUSS UND GEGENSCHUSS Die Frontkameramänner Werner Bergmann
(D), Wladimir Suschtschinskij und Roman Karmen (SU)
Deutsche Wochenschau 571/34/1941, 35mm, ca. 20 min
Ausgabe vom13.08.1941
Kamera: W. Bergmann u.a.
Paris, Brüssel, Hamburg: Abschied von Freiwilligen – Rom: Mussolini
inspiziert seine Truppen – Vorbereitungen bei rumänischen Truppen
-- Kämpfe in der Ukraine – Hitlers Besuch in Minsk – Kämpfe bei
Smolensk – russische Gefangenen, vernachlässigte Kinder – Nordabschnitt
Peipus-See: Hauptquartier Görings u.a.
Фронтовой
кинооператор
(Frontkameramann)
SU 1945/46, 22 min
Regie: Maria Slawinskaja
Diese Filmschizze stellte eine Montage von Filmdokumenten dar,
die während der Kriegsjahre von einem der besten sowjetischen
Kameramänner, W. Sustschinski, aufgenommen worden waren. (…) Sustschinski
erlebte den Tag des Siegs nicht mehr, er kam in der vordersten
Front beim Drehen von Aufnahmen um. Die kurze Erzählung über ihn
wurde eine Art von Denkmal nicht nur für ihn allein, sondern auch
für andere an der Front gefallene Filmschaffende. (Sergej Drobaschenko)
Frontkameramänner
DDR 1975, 15 min
Regie: Manfred Krause, E. Schlegel
30 Jahre nach dem Sieg über Nazi-Deutschland kehren sowjetische
und polnische Frontkameramänner an die Stätten des Befreiungskampfes
zwischen Oder und Elbe zurück. Unter ihnen sind Ottilia Raismann,
die einzige Kamerafrau, die überlebte, Saakow, ein Schüler Eisensteins
und der Regisseur Roman Karmen. (BLICK-GEGENBLICK, Dok-Leipzig
2003)
Do, 14.07. 19 Uhr
Двадцать
дней без войны
(Zwanzig Tage ohne Krieg)
SU Lenfilm 1976, 102 min, DF
Regie: Aleksej German
mit Juri Nikulin und Ljudmila Gurtschenko
Kriegsweihnacht 1942. Der Frontberichterstatter Lopatin erhält
den Auftrag, ins Hinterland zu reisen, um dort an einem Drehbuch
zu arbeiten. Auf der Reise ins ferne Taschkent begegnet er Menschen,
die von ihrem Schicksal erzählen. Der Krieg ist allgegenwärtig,
Lopatin erkennt, dass keiner von den Auswirkungen verschont bleibt.
[…] Lopatin muss auch eine ganz persönliche Entscheidung treffen.
Er trennt sich von seiner Frau, die in Taschkent einem Theaterensemble
angehört. Er begegnet Nika. Lopatin weilt in Taschkent viel kürzere
Zeit, als er vermutet hatte. Im Norden des Kaukasus beginnt ein
neuer Angriff. Vor ihm liegen noch viele Tage und Nächte des Krieges.
Als er sich gewohnheitsmäßig im Schützengraben zusammenkauert,
zählt Lopatin die Detonationen und erwägt: wenn noch drei Einschläge
folgen und danach Stille ist, - bedeutet es, dass alles in meinem
Leben gut wird. So geschieht es. (Progress-Filmverleih)
Do, 14. + Fr, 22.07. 20 Uhr
PROGRAMM 2
DER KRIEG GEGEN DIE SOWJETUNION IN DER DEUTSCH., SOWJETISCHEN
UND US FILMPROPAGANDA
Deutsche Wochenschau 565/28/1941, 16mm, ca. 35 min
Ausgabe vom 02.07.1941
Dt. Truppen überschreiten am 22.06. die finnisch-sowjetische Grenze
– Vorstoß dt. Truppen von Ostpreußen nach Kaunas und von Kaunas
nach Daugavpils – Vormarsch auf Białystok und auf Grodno,
Weißrussland – Dt. Panzer im Vormarsch auf Minsk – Kampf um die
Zitadelle von Brest-Litowsk vom 22.-28.06. – Vormarsch dt. Truppen
nach Luzk und Lemberg – Dt. Kampfflugzeuge bei der Bombardierung
sowjetischer Ortschaften – Montage von Kampfbildern dt. Truppen
beim ‚Unternehmen Barbarossa‘ u.a.
Die Zerschlagung der deutschen Truppen vor Moskau (Разгром
немеских войск
под Москвой)
SU 1942, 60 min, VHS, DF
Regie: L. Warlamow, Ilja Kopalin
Der Film erzählte von der Offensive der sowjetischen Truppen,
die im Dezember 1941 begann und im Januar 1942 beendet wurde.
Die politische Aktualität und Bedeutung des Bildmaterials sowie
die emotionale Ausdruckskraft des von P. Pawlenko verfaßten Kommentars,
die Harmonie der gesamten Darstellung des Geschehens – alles das
verlieh dem Film eine aktive, mobilisierende Wirkung und sicherte
ihm bei allen in- und ausländischen Betrachtern eine begeisterte
Aufnahme. (Sergej Drobaschenko)
So, 17.07. 19 Uhr
The Battle of Russia (Die Schlacht um Russland
№ 5 - Serie Why We Fight
USA 1944, 83 min, DF
Regie: Lt.-Col. Anatole Litvak
Die Serie bestand aus sieben Filme. Der erste, Prelude to war,
beschäftigte sich mit dem Aufstieg des Faschismus während der
dreißiger Jahre in Deutschland, Italien und Japan; der zweite,
The nazis strike, zeigte die Vorstufen zum Krieg und endete mit
Deutschlands Angriff auf Polen; der dritte, Divide and conquer,
berichtete über die ersten Kriegsjahre. Die drei nachfolgenden
Filme waren Solidaritätsbekundungen mit dem Verteidigungskampf
in England, Russland und China: The Battle of Britain, The Battle
of Russia, The Battle of China. Der letzte und unbekannteste der
sieben Filme zeigte unter dem Titel War comes to America die Mobilmachung
der Vereinigten Staaten. […] Die Kommentare der Serie wurden zunehmend
unakademischer, volksverbunden, direkt und unsentimental. Die
künstlerische Spitzenleistung brachte der beinahe grimmige Lyriszimus
von The Battle of Russia. Der Erzähler, Walter Huston, gab sich
als der ‚Amerikaner von nebenan‘, der in freundlichem, aber eindringlichem
Tonfall die anderen ‚Amerikaner von nebenan‘ ansprach. (Der Krieg
gegen die Sowjetunion im Spiegel von 36 Filmen)
So, 17.07. 21 Uhr
Sa, 23.07. 19 Uhr
PROGRAMM 3
DAS BILD DES FEINDES
Das Sowjetparadies
D 1942, 35mm, 12 min
Regie: Friedrich Albat
Antisowjetischer Propagandafilm. Fotos und Werbematerialien des
Reisebüros für die UdSSR "Intourist" in Berlin 1940 werden Filmaufnahmen
deutscher PK-Kriegsberichter über das soziale Elend in der Sowjetunion
gegenübergestellt. Im Kommentar heißt es u.a.: "Wo früher blühende
Dörfer standen, herrscht heute das graue Elend der Kolchose. Hier
lebt der russische Bauer als Arbeitssklave auf dem Boden, der
ihm einst gehörte. Das Vieh verkommt in verfallenen Ställen. Das
sind die verhängnisvollen Ergebnisse einer über zwanzigjährigen
Blutherrschaft der jüdischbolschewistischen Terrorclique."
Deutsche Truppen im rückwärtigen Heeresgebiet der Ostfront
(Südabschnitt, Rußland, Sommer 1941), 16mm, ca. 30 min
Feldbäckerei – Frauen rösten Getreide im Freien – Gefangenzug
– Gefangen bei Essen – Wehrmachtsküche – Russische Mauerer, russ.
Frauen stampfen Mais – Eine Gruppe halbnackten Soldaten beim Anlegen
von Gasmasken – Feldgottesdienst – Großes Freilichttheater am
Ufer, u.a.
Последние
письма (Letzte Briefe)
SU 1968, 35 mm, 30‘, DF
Regie: Harry Stoitschew, Sawwa Kulisch
Mentor: Michail Romm
Im Jahr 1942 hatte Hitler angeordnet, Soldatenbriefe für ein Buch
zusammenzustellen. 1943 wurden sieben Säcke mit Briefen der im
Stalingrader Kessel eingeschlossenen deutschen Soldaten requiriert
und nach Inhalt und Stimmung sortiert. Die Briefe spiegelten den
desolaten Zustand der deutschen Armee wider. Der Druck des Buches
wurde deshalb verworfen. Nach dem Krieg wurde es von sowjetischen
Soldaten entdeckt und aufbewahrt. Der Film greift sechs der Briefe
heraus. (…) Der Text wird mit eindrucksvollen, das Gesagte teils
unterstreichenden, teils bewusst damit kontrastierenden Dokumentaraufnahmen
unterlegt.
(Katalog BLICK-GEGENBLICK, Dok-Leipzig 2003)
Sa, 23.07. 20.30 Uhr
Mama, ich lebe
DDR 1976, 103 min
Regie: Konrad Wolf
Kamera: Werner Bergmann
Ein Kriegsgefangenenlager in der Sowjetunion. Vier junge Deutsche
tauschen ihre Uniform, um an der Seite des ehemaligen Feindes
für eine schnellere Beendigung des Krieges zu kämpfen. In sowjetischer
Uniform fahren sie mit ihrem Betreuer im Zug an die Front. Den
Mitreisenden bleibt nicht lange verborgen, dass sie Deutsche sind.
Für sie ist es nicht einfach, mit der neuen Identität fertigzuwerden.
Im Lager wurden sie von einigen Kameraden als Verräter bezeichnet.
Das Verhalten der sowjetischen Soldaten ihnen gegenüber ist unterschiedlich.
Einige sind unsicher, andere betrachten sie als Gleiche. An der
Front angekommen, müssen sie sich entscheiden, ob sie einen Auftrag
hinter den deutschen Linien übernehmen.
(Das große Lexikon der DEFA-Spielfilme)
So, 31.07. 19 Uhr
Do, 04.08.+So, 07.08. 19 Uhr
Иваново детство
(Iwans Kindheit)
SU Mosfilm 1962, 96 min, DF
Regie: Andrej Tarkowskij
Tarkowskij zeigt in seinem Filmdebüt den Zweiten Weltkrieg aus
der Sicht eines 12jährigen Jungen: Iwan ist durch den Krieg und
Tod seiner Familie gewaltsam seiner Kindheit beraubt und erwachsen
geworden. Er lebt in zwei Welten – aus der Brutalität des Kriegsalltags
und seinem von Rachegedanken geprägten Dasein flüchtet er immer
wieder in Träume, die seine harmonische Kindheit wiederherstellen.
Fr, 05. + Sa, 06.08. 20.15 Uhr
Mi, 10.08. 19 Uhr
Kino Krokodil Greifenhagener Straße 32
10437 Berlin Fon 030.44 04 92 98 (ab 19 Uhr)
www.kino-krokodil.de
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